Apropos ... Frühling
Herr Kollo, mit 72 Jahren trauen Sie sich noch an ein Rollendebüt in einer zeitgenössischen Oper heran. Respekt!
Ich mag die Musik von Peter Eötvös. Ich bin sicher kein Experte für zeitgenössische Musik und würde nicht unbedingt in einer Stockhausen-Oper singen wollen. Aber die Figuren in «Love and other Demons» haben etwas Berührendes, ein Geheimnis, das sie interessant macht. Und die Musik klingt für mein Ohr oft sehr eingängig. Den Anfang finde ich sogar ein bisschen genial.
Ähnelt die Rolle des Don Ygnacio dem Ägisth in «Elektra», mit dem Sie gerade unter Christian Thielemann abgeräumt haben?
Ygnacio ist zwar länger, aber beide Rollen sind sehr exponiert und hoch geschrieben. Das bedient sozusagen dieselbe Tastatur. Aber mein Erfolg in Baden-Baden hängt vielleicht auch mit einem Überraschungseffekt zusammen – die Leute hatten mich gar nicht mehr auf der Rechnung. Dabei geht es mir blendend, und auch die Stimme ist prima in Form!
Das heißt, Sie starten jetzt mit Rollen wie Herodes oder dem Kaiser in Turandot noch mal richtig durch?
Den Herodes singe ich zwar schon länger, will mich aber nicht auf solche Altherrenrollen beschränken. Ich fühle mich ja auch gar nicht als alter Herr, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Erstes Bild: Chopin geht ins Theater
Wir stellen uns die Szene vor. Wie der junge Mann, von der Dominsel kommend, über die Promenade am Festungsgraben schlendert, gedankenversunken. Wie er von dort, Gryphius und Lessing folgend, Alfred Kerr und Theodor Fontane zuvorkommend, in Richtung Altstadt strebt, hin zu der von Altaristenhäusern gesäumten Elisabethkirche...
Frau Jurinac, Sie rauchen?
Ja. Erich Kunz hat mich zwar einmal so lange gepiesackt, bis ich g’sagt hab: «Also gut, ich höre auf!» Ich hab dann zehn Jahre nicht geraucht, während der Erich nach drei Tagen sofort angefangen hat. Dann hab ich auch wieder begonnen. So a bissele. Julius Patzak hat nach jeder Arie von der Bühne weg geraucht. «Jussi, du rauchst?», war...
Erst steht er in Socken da, der Ex-Soldat. Später, wenn die Fronleichnamsprozession durch Brügge zieht und plötzlich zu einer Art Totentanz mutiert, gibt er den Zeremonienmeister im Frack. Doch am Ende geht er, geläutert und aufgeräumt, ganz normal von der Bühne. Das Schicksal von Paul könnte der Romantik entstammen: der Träumer, der seine tote Frau herbeiwünscht...