Paradise Lost
Es beginnt ruhig. Bassflöte, Bassklarinette und Fagott spinnen eine leise, dunkel getönte Melodie: e – e – d – e – a. Wie ein Engramm eröffnet sie Aribert Reimanns neue Oper. Was da klingt, ist der Name der Titelheldin: Medea (wobei das M als mi=e gilt). Ein fallender Ganzton und eine aufsteigende Quart prägen die Bewegung. Später kommt eine fallende Terz dazu. Durch das ganze Stück zieht sich dieses Thema und verändert dabei stets seinen Charakter. Wenn Medea sich ihrer Rivalin Kreusa zu erkennen gibt, wird daraus ein selbstbewusst-energischer Aufschwung.
Kreusa, die Königstochter von Korinth, wird Medeas Kinder einlullen und die Mutterrolle für sich beanspruchen. Ihr Vater wird Medea als fremde Zauberin ausgrenzen und des Mordes verdächtigen. Und auch Medeas Mann, der opportunistische Feigling Jason, wird sich von ihr abwenden. Im Moment tiefster Erniedrigung findet sie sich: «Ihr gabt mir auch mich selbst. Medea bin ich wieder». Jetzt ist ihr Thema ein fortissimo herausgeschleuderter, in Quintolen zuckender Schrei. Gleich wird Medea das Einzige und Entsetzliche tun, was ihr zu tun bleibt: ihre Kinder «den Göttern senden», statt sie Feinden zu überlassen. Doch mit der ...
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«Ich weiß, dass ein Komponist manchmal in der Nähe des Feuers sein muss. Foerster, Novák – man sieht, dass sie an kalten Öfen sitzen.» Dies gesteht Janácek am 26. Januar 1928, ein halbes Jahr vor seinem Tod, mit brutaler Offenheit seiner Frau Zdenka. Denn der damals 74-Jährige saß, wie er seinen Kollegen Josef Bohuslav Foerster und Vítezslav Novák unterstellt,...
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