Vom Geist der Kreatur
Beinahe ist «Immolazione» doch noch eine Oper geworden. Auch wenn immer fraglicher erscheint, ob Hans Werner Henze noch jemals die Kraft zur Komposition einer weiteren abendfüllenden Oper aufbringen wird, umkreisen die letzten Werke des 83-Jährigen doch den Begriff des Musiktheaters. Jedes auf seine Art – als ob diese so luziden wie verknappten Alterswerke von Deutschlands berühmtestem lebenden Komponisten noch einmal klarstellen sollten, dass die menschliche Stimme das Zentrum seines Komponierens ist.
Nach der 2007 uraufgeführten Kammeroper «Phaedra», einem wichtigen Zeugnis dieses Spätstils, nun also der «Opfergang»: Über ein halbes Jahrhundert lang, erklärte Henze im Vorfeld, habe er den Plan einer Vertonung des 1913 erschienenen dramatischen Gedichts von Franz Werfel mit sich herumgetragen.
Die Zeit dafür war reif, als Antonio Pappano, der Chefdirigent des Santa Cecilia-Orchesters, ihn um ein größeres neues Werk bat. Die Uraufführung in Roms Auditorio zeigte einmal mehr, dass die Reduktion der Mittel in Henzes Musik keinesfalls mit einem Verlust an dramatischer Intensität einhergeht. Bis auf die obligate Klavierbegleitung ist der Instrumentalpart dieser einstündigen ...
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