Lied, Elektronik, Stimme
Er habe «diese alte form des liedes mit klavierbegleitung vom dachboden des 19. jahrhunderts herunterholen, den staub & die vorurteile abwischen» wollen, «um zu sehen, ob der alte glanz noch einmal aufpoliert werden kann, ob sich das alte lyrische element mit der musik der raketenabwehrsysteme, der grossen klär- und abhöranlagen, der hochgeschwindigkeitszüge & -gefühle verbinden, verzahnen & verstören lässt», bemerkt Wolfgang Mitterer zu seinem Liederzyklus «Im Sturm».
Elf Stücke hat er für den Bariton Georg Nigl geschrieben und vor zwei Jahren mit ihm im Wiener Konzerthaus aufgeführt. Dreh- und Angelpunkt des Projekts ist Franz Schubert: Da sitzt das singende Ich im «kämmerlein», schwärmt von «himmelsreiz» und «abendstern», starrt liebeskrank ins «bächlein», weil ihm «die seele stirbt» vor bitterem, unerfülltem «sehnen». Doch schwankt hier nicht nur ein winterreisender Müllersbursch, der sich ins rasende Digitalzeitalter verirrt hat, auf dünnem Eis, die Töne selbst scheinen die Bodenhaftung verloren zu haben. Der Genius Schuberts ist allgegenwärtig: die Aura einer Musik, in der noch die lieblichste Melodie nach Wehmut schmeckt und alle Schönheit vor dem Absturz steht. Aber eben ...
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Frau Foster, vor acht Jahren haben Sie noch Mimì gesungen, jetzt sind Sie schon bei Elektra angelangt. Macht Ihnen dieses Tempo Angst?
Nein, ich glaube, dass ich ein ganz gutes Gefühl dafür habe, was für mich richtig ist. Der große Schritt war für mich die Brünnhilde. Da habe ich sehr lange überlegt, ob ich das machen sollte. Das liegt in der «Walküre» teilweise...
Geht das? Kann man eine Biografie schreiben über einen lebendigen Menschen, den man offenkundig nicht eine Minute lang gesprochen hat? Man kann. Knapp sechshundert Seiten dick ist das Buch, das der Musik- und Literaturwissenschaftler Jens Rosteck verfasst und dem er – warum, entzieht sich unserer Kenntnis – den poetischen Untertitel «Rosen und Revolutionen» gegeben...
Die gute Idee, «Cavalleria rusticana» mit einer anderen Kurzoper als Leoncavallos ständig anberaumten «Pagliacci» zu kombinieren, hat das Teatro La Fenice schon häufiger gehabt. In den vierziger Jahren etwa gab man zu Mascagnis Erstling «Madonna Imperia» von Franco Alfano sowie Riccardo Zandonais «La via della finestra». In dieser Spielzeit gelang nun eine...