Erlösung dem Erlöser

Dortmund, Wagner: Lohengrin

Als Christine Mielitz 2002 in Dortmund die Nachfolge von John Dew antrat, übernahm sie kein leichtes Erbe. Sie empfahl sich als Hoffnungsträgerin, nachdem sie im thüringischen Meiningen mit einem «Ring» an vier aufeinanderfolgenden Tagen für Furore gesorgt hatte. Damals pilgerten Heerscharen von Opernfreunden zum «Meininger Theaterwunder». Doch das Wunder wollte sich in Dortmund nicht wiederholen. Während Mielitz’ Ruhm als Regisseurin auswärts wuchs, blieb es in Dortmund durchwachsen, auch ihr dortiger «Ring»-Zyklus entwickelte wenig Strahlkraft.

Nun scheint sie der Last des Amtes müde und hat im vergangenen Oktober mitgeteilt, dass sie ihren laufenden Vertrag vorzeitig zu lösen gedenkt. Ausgerechnet nach dieser Wendung ist ihr nun ihr stärkster Wagner-Abend in Dortmund geglückt.

Im Kontext einer streng hierarchischen, gewaltbereiten Männerwelt konzentriert sich Mielitz beim «Lohengrin» ganz auf die beiden Paare, denen sie das übliche Gut-Böse-Gefälle systematisch austreibt. Weder Elsa noch Lohengrin sind Lichtgestalten. Die Erlöserfigur des Schwanenritters scheint selbst der Erlösung zu bedürfen: Als Mischung aus Außerirdischem und Starlight-Express-Held ist er nichts als eine ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2010
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Regine Müller

Vergriffen
Weitere Beiträge
Love’s Labour’s Lost

Daniel Kramers Neuinszenierung von Bartóks einziger Oper hatte man an der English National Opera mit einer neuen Choreografie von Strawinskys «Frühlingsopfer» kombiniert, für die der Ire Michael Keegan-Dolan verantwortlich zeichnete. Eine schlüssige Entscheidung – handelt es sich bei diesen Werken doch um «Zeitgenossen»: Bartók komponierte seine Version des...

Opernwelt 2/2010: Aufführungen im Focus

Es war wieder mal ein Versuch. Dekonstruktion nennen es die einen. Liebevolle Umarmung  könnte man ebenso dazu sagen. Oder auch: Einbettung in größere Zusammenhänge. Oder war es doch nur Routine, business as usual? Christoph Marthaler hat Offenbachs «Grande-Duchesse de Gérolstein» inszeniert oder genauer: Teile davon. Und den Abend durch Musik anderer Komponisten...

Licht im Dickicht

Fünf Fischlein kommen geflogen und landen zielsicher in der Pfanne. Fliegend bewegen sich auch die Kaiserin und ihre Amme aus dem Feenreich fort. Haarbänder aus Perlen und Edelsteinen lassen sich mir nichts, dir nichts aus der Luft greifen. Unverhofft und urplötzlich hält der beinahe hintergangene Ehemann ein Richterschwert in der Hand. Von einer Sekunde zur...