Die doppelte «Elektra»
Hugo von Hofmannsthals «Elektra» war nicht als Libretto geplant, sondern ein Versuch des Dichters, dem Lyrismus seiner frühen Bühnenwerke zu entkommen und zum «dramatischen Drama» vorzustoßen – ein Versuch, der ihm nach eigenem Bekenntnis «erst nur halb» gelang. Richard Strauss, der das Stück 1903 in Max Reinhardts Berliner Inszenierung (mit Gertrud Eysoldt in der Titelrolle) sah, erkannte in dem Text die Möglichkeit, seine «Salome» noch zu steigern, und konnte den Dichter gewinnen, die Tragödie zu einem Opernlibretto umzuformen.
Dabei blieben viele gedanklich und psychologisch entscheidende Textpassagen auf der Strecke, wohingegen vertonbare lyrische Verse hinzugefügt werden mussten. Später, während der gemeinsamen Arbeit am «Rosenkavalier», beklagte Hofmannsthal (gegenüber Harry Graf Kessler), dass Strauss ihn nicht verstanden habe, sonst hätte er nicht über «ein in sich completes Stück eine – entbehrliche – Symphonie (ge)schüttet wie Sauce über den Braten».
Eine Gegenüberstellung des Theaterstücks mit der Oper, wie sie jetzt von der Edition Mnemosyne unternommen wurde, ist deshalb prinzipiell reizvoll und erhellend, auch wenn sie an dem Befund nichts ändert, dass die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Ernest Blochs einzige Oper «Macbeth» ist ein Jugendwerk des später vor allem durch seine hebräische Rhapsodie «Schelomo» bekannt gewordenen Komponisten. Das Libretto von Edmond Fleg hält sich eng an die Vorlage von Shakespeares Tragödie. Selbst bei Verdi gestrichene Passagen wie die groteske Szene des betrunkenen Pförtners und den Gräuelmord an Macduffs Frau und...
Die erfreuliche CD-Renaissance des kanadischen Sängerehepaares Léopold Simoneau (*1916) und Pierrette Alarie (*1921) fördert weiterhin Neuigkeiten zutage. MDV Classics ist bei seinem zweiten diesem Paar gewidmeten Recital abermals beim Südwestfunk Baden-Baden fündig geworden, aber auch bei der Amsterdam Philharmonic Society. Viele Titel, etwa die Arien des Don...
Riccardo Zandonai stammte aus dem gebirgigen Trentino, was vielleicht seine Vorliebe für das frostige Sujet der «Cavalieri di Ekebú» erklären hilft. Selma Lagerlöfs schwedischer Nationalroman «Gösta Berling» erhielt seine Vertonung im Geiste des Verismo, jedoch in den überwältigenden Sphärenklängen des italienischen Expressionisten, der bereits mit dem Melodram...