Der Vulkan aus dem Bidet
Wer aus geordneten deutschen Opernverhältnissen kommt, dürfte verblüfft, vielleicht sogar entsetzt sein über das, was die schlimmsten Vorurteile gegenüber südlichem Schlendrian bestätigt – und dann noch erstaunter, was in diesem chaotischen Umfeld trotzdem möglich ist. Es muss zum besseren Verständnis kurz beschrieben werden. Nehmen wir das Teatro Bellini in Palermo (nicht zu verwechseln mit dem Teatro Massimo Bellini, dem Opernhaus von Catania).
Das Kammertheater mit vier Rängen ist keine Schönheit, links oben in einer Feuerwand bereitet nur den ortsunkundigen Zuschauern ein erleuchtetes Fenster ein gewisses Befremden. Es gehört zu einer Küche, deren Köchin sich bisweilen interessiert herauslehnt und deren Düfte (und Geräusche) sich mitunter im Bühnenraum bemerkbar machen und der Szene einen surrealistischen Hauch verleihen – wenn in der jüngsten Uraufführung die aus virtuellen und dreidimensionalen Komponenten zusammengesetzte Szene nicht ohnehin schon reichlich surreal gewesen wäre.
So ungewöhnlich das Theaterchen Bellini in der Altstadt Palermos ist, so tragisch ist die Situation des Teatro Massimo, des Opernhauses, das diese Uraufführung ausrichtet. Nach der legendären, von ...
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Clemens Krauss, damals noch Operndirektor in Frankfurt, winkte erst einmal ab, als ihm die Deutsche Erstaufführung von Weinbergers «Schwanda, der Dudelsackpfeifer» (UA Prag, 1927) angeboten wurde. Das sei eine rein tschechische Angelegenheit, die in Deutschland keine Aussicht auf Erfolg habe. Als die Premiere dann kurz darauf im Stadttheater Breslau über die Bühne...
In Tippetts letzter, in Deutschland noch nie aufgeführter Oper «New Year» (Neujahr) betritt die Anti-Heldin Jo-Ann laut Szenenanweisung die Bühne, «als ob sie von der Gewalt der Klänge draußen hereingeweht» wird. Die brutale, mit elektro-akustischen Effekten und reichlich Schlagwerk angereicherte Musik verebbt und weitet sich zu einer Gesangskantilene. «Safe,...
Lucrezia hat keine Chance: Blutschande mit Vater und Brüdern, der Gifttod, den ihre Hand so gern und oft gereicht haben soll – sie ist gerichtet von zahllosen Geschichtsschreibern. Und wenn auch aus Historikersicht wohl an all dem nichts dran ist, so lebt das Ungeheuer Lucrezia Borgia doch fort in unseren Köpfen, kolportiert auch von Victor Hugos Schauspiel und...