Mao und der Zottel
Glücklicher Kalaf: Er hat nur drei Rätsel zu lösen und darf sich danach am Ziel wähnen. Armer Zuschauer: Er wird in Günter Krämers neuer «Turandot»-Inszenierung mit Rätseln zugeballert und ist am Ende keineswegs aufgeklärt. Unterstellen wir mal, dass sich Krämer vieles genau überlegt hat. Doch ächzt diese Aufführung bis zum Schluss unter der Fülle ungelöst bleibender Denksportaufgaben; etwa wenn die tote Liù aufersteht und mit den anderen handelnden Personen, wie Ahasver zur ewigen Wanderschaft verdammt, im Kreis umherzieht.
Turandot als immer wiederkehrendes Rätsel?
Krämer verzichtet auf einen der nachkomponierten Schlüsse und lässt «Turandot» mit Liùs Tod im Sinne Toscaninis und der Uraufführung enden. Das heißt, die später hinzukomponierte Liebeserfüllung bleibt Kalaf und Turandot versagt. Daher – wirklich deswegen? – verlegt Krämer die Rätselfragenszene in ein großes Bett und antizipiert somit, was in der Original-Puccini-Fassung nicht (mehr) zum Tragen kommt. Doch Erfüllung sieht wohl anders aus. Turandot nimmt das erste Rätsel beschwipst mit einem Drink in der Hand zur Kenntnis, beim zweiten ist sie dem Selbstmord nahe, beim dritten bleibt sie regungslos. Krämer, der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Musikalisch ist es die berühmteste Szene aus «Lucio Silla»: Giunia steigt in die Katakomben hinab. Für dieses dritte Bild des ersten Aktes schrieb der 16-jährige Mozart eine Chromatik, die weit in die Zukunft vorausweist. Natürlich hört man das Vorbild Gluck. Doch selbst wenn man dessen «Alceste» mitdenkt, bleibt die Musik erstaunlich. Die dunkle Klangfärbung...
Sein Herz für die Musik schlägt heftig, eigentlich wollte er Musiker werden. Nun ist er als Kabarettist bekannt geworden und weiß über Schumann und Rossini genauso abendfüllend zu plaudern wie über rheinische Lebensgewohnheiten. Konrad Beikircher hat nach seinen beiden Konzertführern nun einen Opernführer geschrieben. Im Gespräch mit «Opernwelt» untermauert er...
Eine Schlüsselpassage in Luigi Nonos Proteststück «Intolleranza 1960» gehört dem Chor: «Lebendig ist, wer das Licht erwartet in den Tagen des schwarzen Sturms». Als der Chor des Saarländischen Staatstheaters das bei der Premiere im September 2004 sang – es war ein regional wie überregional gefeierter Spielzeitauftakt, nicht nur wegen der Bühne des Stararchitekten...