Das zerissene Land
Mit Fernchören und Signalen aus dem Hintergrund, mit buntem Wechsel von martialischen Trommelklängen, Klagegesängen und poetischen Verinnerlichungen schuf Bellini in «I puritani» ein akustisch vielgestaltiges Panorama. Die Kontraste hat Lorenzo Mariani in seinem Berner Regiedebüt nördlich der Alpen in gut lesbare und auch starke Bilder umgesetzt.
Die Liebe zwischen dem königstreuen Arturo und der Puritanerin Elvira, die einen Lichtbogen über die Schranken des zerrissenen Landes hinwegsetzen soll, siedeln Mariani und Ausstatter William Orlandi in einer Bürgerkriegssituation im Italien des Ersten Weltkriegs an. Die Bilder weisen meist über den aktuellen Handlungsbezug hinaus. So stehen die Klagen des Chors über das traurige Schicksal Elviras, die sich ob der scheinbaren Untreue Arturos in den Wahnsinn flüchtet, zugleich für das eigene maßlose Elend. So kontrastiert die kriegerische Hymne von Giorgio und Riccardo am Ende des zweiten Teils mit dem sinnleeren Kriegstod der Massen im Hintergrund. Schützengräben rahmen einen Festsaal. Der Bühnenboden tut sich auf, Sinnbild gleichermaßen für die Gespaltenheit der irren Elvira wie für jene des durch Bürgerkrieg geschlagenen Volkes. Einzig ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Der Blick fällt in eine weite Halle, deren Tiefe sich ins Endlose zu erstrecken scheint. Feldbetten, eine Waschgelegenheit, Tische, Bänke und vor allem: zahllose gleichförmige Lampen, deren geometrisch ausgerichtete Reihen die großen Raumdimensionen noch unterstreichen. Allein diese Verhältnisse deuten schon auf die Monotonie des Alltags. Pierre Strosser verzichtet...
Mit seinen beiden Überblicksdarstellungen zur Sozialgeschichte des Jazz und der klassischen Musik im Dritten Reich hat der kanadische Sozialhistoriker Michael H.Kater – zumindest in Deutschland – gewaltig Staub aufgewirbelt. Nun schließt er seine Beschäftigung mit acht Fallstudien über Komponisten der Nazi-Zeit ab. Dass es sich dabei nicht um «Komponisten im...
Vor einigen Monaten präsentierte das Festival Internacional de Granada eine Produktion von Tomás Bretóns Zarzuela «La verbena de la Paloma» (siehe OW 9-10/2004). Jetzt wurde mit dessen opulentester Oper «La Dolores» die neue Musiktheatersaison des Teatro Real eröffnet. Bei der Uraufführung des Werks am 16. März 1895 im Teatro de la Zarzuela hatte das...