À la Lubitsch

Jossi Wieler und Sergio Morabito über «Lucio Silla»

Opernwelt - Logo

Herr Wieler, Herr Morabito, wie kamen Sie eigentlich zu dieser Jugendoper Mozarts?
Wieler: Ich kannte das Stück noch nicht, als ich für die Amsterdamer Produktion eingeladen wurde, obwohl wir in Stuttgart den «Titus» schon inszeniert hatten. Damals hatte ich noch etwas Angst vor dem Operngenre. Ich dachte lange, dass ich nie eine Oper in­szenieren könne, aber allmählich entdeckte ich die Freiheit, die diese Kunstform bietet.
Morabito: «Lucio Silla» war eine alte Liebe von mir. Die Opere serie von Mozart sind immer unterschätzt worden. Wenn man aber die Zeit des 17. und 18.

Jahrhunderts betrachtet und die Stücke von Corneille und Racine liest, realisiert man, dass die frühen Mozart-Opern autonome Kunstwerke sind. Man spricht immer wieder über die späteren Werke, aber auch ohne diese wäre «Lucio Silla» interessant. Der Librettist Giovanni de Gamerra war ein Autor von larmoyanten Komödien, die den Klassizismus seiner Zeit schon untergraben. Er steht völlig in der bürgerlichen Tradition der Aufklärung.
Wieler: Auch «Lucio Silla» hat etwas Komisches, etwas Tragikomisches. Das wollen wir herausarbeiten. Wir wollen das Werk aber nicht veralbern, wie man es oft bei Barockopern sieht. Es ist ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2005
Rubrik: Im Focus, Seite 15
von Willem Bruls

Vergriffen
Weitere Beiträge
Im Sog der Assoziationen

Musikalisch ist es die berühmteste Szene aus «Lucio Silla»: Giunia steigt in die Katakomben hinab. Für dieses dritte Bild des ersten Aktes schrieb der 16-jährige Mozart eine Chromatik, die weit in die Zukunft vorausweist. Natürlich hört man das Vorbild Gluck. Doch selbst wenn man dessen «Alceste» mitdenkt, bleibt die Musik erstaunlich. Die dunkle Klangfärbung...

Manege frei

Die Produzenten des Gruberova-Labels Nightingale hatten den richtigen ökonomischen Riecher, indem sie diesen «Barbier» erst mal sieben Jahre im Archiv bunkerten: In der Zwischenzeit hat sich der Marktwert des Konzertmitschnitts schätzungsweise verdoppelt. Denn wäre die Aufnahme bereits Ende der neunziger Jahre veröffentlicht worden, wäre sie als reiner...

Symbole über Symbole

Es ist kalt im Staate Allemonde: Erstarrt und schneebedeckt sind die Natur und die grau-schwarz gesprenkelten Gemäuer, kalt und leblos sind die Seelen. Die Erstarrung zeigt sich in den Kostümen: Je älter die Figur, umso ähnlicher wird sie den Mauern. Stellvertretend für die zu echter Kommunikation unfähigen Kreaturen wird mit Puppen, Doppelgängern und...