Glanert: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung

Köln

Grabbes Farce von Scherz, Satire und Ironie ist, wie der Hinweis auf die «tiefere Bedeutung» andeutet, eine ernste Angelegenheit. Es ging in diesem Vormärz-Produkt des schwerblütigen ostwestfälischen Sturmgenies und Kampftrinkers um Kritik am deutschen Idealismus und dessen Menschenbild, um die Ironisierung Goethes und des Bildungssystems von anno 1830.
Das eiserne Rückgrat der Satire bildet ein Quartett der Naturhistoriker – vier Weißkittel sind mit Lupen auf Schmetterlingsjagd.

Der Teufel fährt in Detlev Glanerts Oper mit einem deftigen Orchesterschlag dazwischen, singt zwei Oktaven zu hoch und friert. Mit «plastischer Musiksprache» und guter Figur mischt sich Matthias Koch in die Brautwerbung ein. Jungbaronesse Liddy wird vierfach begehrt: von einem adligen Mitgiftjäger und einem Provinzdichter, der sie als Türöffner für die besseren Kreise missbrauchen will, von einem Reisenden, der sie ganz und gar zu lieben behauptet, und vom Herrn von Mordax. Der will nur ihren Körper und sucht mephistophelische Unterstützung. Theodor Teufel verlangt im Gegenzug dreizehn Schneidergesellen als Morgengabe.
Regisseur Christian Schuller, der auch auf PISA-Studienfolgen anspielt, zeigt den ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2005
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 48
von Frieder Reininghaus

Vergriffen
Weitere Beiträge
Die Diva als Appetizer

Die Frau ist zum Dahinschmelzen. Und für rund zwanzig Dollar zu haben. Umhüllt von dunkler Schokolade, mit gehackten Haselnüssen und Amaretto­keksen in Clementinensauce. «La Diva Renée» gibt's im New Yorker Nobel­restaurant «Daniel» auf der 65. Straße. Das heißt: Es gab sie, damals, im Jahr 2000, als Renée Fleming in aller Munde war. Jetzt setzt Star-Koch Daniel...

Offenbach: Les Contes d´Hoffmann

Wer die Repertoireoper à la Wien oder München schätzt und das Stagione-Prinzip verabscheut, braucht sich nicht länger aufzuregen: Wenn er an einem Stagione-Opernhaus eine Vorstellungsserie versäumt, kann er in der Regel die begehrte Aufführung alsbald an einem ­anderen Operntheater nachsitzen. Geldknappheit und Ressourcenschwund zwin­gen die europäischen...

Stradivari in der Kehle

Ein Komet am Opernhimmel – und eine Laufbahn, die zu den kürzesten in der Chronik des Musiktheaters zählt. Diese Laufbahn begann sensationell mit dem allseits um­jubelten Debüt als Aida der 20-jährigen Elevin am Studio des römischen Opernhauses. Das war im September 1951. Ziemlich exakt neun Jahre später bestritt dann die weltweit gefeierte Diva ihren letzten...