Spannschuss ins Lattenkreuz
«Über die Musik will ich Ihnen nichts sagen; Sie kennen sie. Wovon Sie aber keine Vorstellung haben können, ist das schreckliche Geschrei, das anhaltende Brüllen, welches das ganze Stück hindurch von der Bühne schallt», berichtete der Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) über einen Opernbesuch (ohne damit speziell Tenöre zu meinen). Gioacchino Rossini erregte sich anlässlich eines von Gilbert Duprez in «Guglielmo Tell» aus voller Brust – statt mit der Voix mixte – gesungenen hohen C’s, es sei der Todesschrei eines Kapauns.
Doch der «Tenore di forza», der solchermaßen geboren war, hatte stets etwas Sportliches an sich, und es ist kein Zufall, dass Luciano Pavarotti anlässlich seiner Auftritte als einer der «Drei Tenöre» davon sprach, ein hohes C befriedige ihn ebenso wie ein Spannschuss ins Lattenkreuz den Mittelstürmer.
Angesichts solcher historisch fundierten Tatsachen scheint es fast eine Anmaßung, von einem Tenor – zumal im lateinischen Bereich – eine über das Plakat wesentlich hinausgehende gestalterische Differenzierung oder gar die psychologische Durchleuchtung eines Charakters zu erwarten. Der Fangemeinde der Stars liegt solches auch fern. Dass es immer wieder Tenöre ...
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Herr Pappano, Sie proben gerade in Rom. Da spreche ich Sie am besten mit Ihrem neuen Titel an: Signor Commendatore dell’Ordine al merito della Repubblica Italiana...
(schallendes Gelächter)
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Na ja, wenn ich ehrlich bin: Irgendwie gefällt mir das auch.
Der Titel ist noch ziemlich frisch, Sie haben ihn im Dezember 2008...
Gewisse Worte, sagt uns der Volksmund, seien wie Zahnpasta: einmal draußen, bringt man sie nicht mehr in die Tube zurück. Das musste auch der neue Direktor des Wiener Burgtheaters Matthias Hartmann erfahren, als er seine Antrittspressekonferenz mit dem markigen Ausspruch: «Sie wollen das Beste. Sie verdienen das Beste. Sie kriegen das Beste» befeuern wollte. Prompt...