Heldengeschichten
Er liebe, sagte der vor allem als Liedsänger bekannte Bariton Christian Gerhaher kürzlich im Gespräch, an diesem Genre das eher Abstrakte – «in dem Sinne, dass es nie ganz fassbar wird». Lieder seien eben keine Kleinstopern. Vielmehr etwas, das sich dem vollkommenen Begreifen schlussendlich entziehe. Oper hingegen müsse erfasst, begriffen werden, sonst mache sie keinen Sinn.
In dem erwähnten Gespräch war, das sei ausdrücklich betont, nicht die Rede von Jonas Kaufmanns neuer Einspielung der «Schönen Müllerin», die weder der Sänger noch der Verfasser zu jenem Zeitpunkt gehört hatten. Indes, Gerhahers Bemerkung hätte gut darauf gepasst. Denn Kaufmann gestaltet die Lieder dieses Zyklus nicht so sehr als ein sich dem vollkommenen Begreifen Entziehendes, sondern als fassbare Minidramen, in denen der theatralische Gestus große Bedeutung erhält. Dabei ist es keineswegs ein naives, aber doch ein romantisch-unmittelbares Singen, wobei der Tenor durchaus differenziert agiert und den Ambitus seiner vokalen Gestaltungsmittel vom klingenden Piano bis zu heldischen Tönen überzeugend nützt.
«Die schöne Müllerin» hat freilich keinen Helden, mit dem man sich ohne Weiteres identifizieren möchte. ...
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