Glück und Trauer
In der Rockmusik und im Jazz ist die «All Star Band» eine feste Größe. Ihr wesentlicher Daseinszweck: mit klingendem Promi-Namen Kasse machen. Eine Marketing-Strategie, die längst auch zum Alltag der Klassikbranche gehört. Die «3 Tenöre» machten nur den Anfang. Solche Gedanken gehen einem durch den Kopf, wenn man die Neueinspielung von Verdis «Requiem» hört, die im Januar 2009 unter der Leitung von Antonio Pappano mit dem Chor und Orchester der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom entstand.
Einerseits: Man spürt die wohldosierte Emphase, die dramatische Genauigkeit, den «italienischen» Geist, mit denen Pappano und seine Kollektive den in die Partitur eingeschriebenen Schmerz, die Wut und Verzweiflung, aber auch die andächtigen Gnadengesuche dieser «Oper in kirchlichem Kostüm» (Hans von Bülow) ausloten. Und doch bleibt man, andererseits, nach der plastisch ausmusizierten Schlussnummer, dem berühmten «Libera me», ratlos zurück. Ratlos, weil das hochkarätige Solistenquartett genau jene innere Balance und Beteiligung vermissen lässt, die Chor und Orchester auszeichnen. Anja Harteros, die überragende Figur in diesem Quartett, berückt mit feinsten Sopran-Piani und schönstem ...
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