Die Böhmen in Brandenburg
Vierzig Zugminuten vom Bahnhof Zoo entfernt liegt die Stadt, die dem Berliner Umland den Namen gab. Obwohl mitten «in der Pampa», geschieht in Brandenburg an der Havel musikalisch eine ganze Menge: Der charismatisch-arbeitswütige Generalmusikdirektor Michael Helmrath würde «die Provinz» wohl nie als Entschuldigung für mangelhafte Qualität akzeptieren. So hat der von Celibidache entdeckte Dirigent seine Brandenburger Symphoniker zu einem Konzertorchester geformt, das selbst hohen Ansprüchen genügt.
Und wenigstens eine eigene Opernproduktion pro Spielzeit vermag das Theater zu stemmen; diesmal sogar ein personalintensives Werk: Smetanas «Verkaufte Braut» in einer außergewöhnlichen Inszenierung von Kay Kuntze.
Der ließ sich von der Chuzpe des Librettisten Karel Sabina inspirieren: Routiniert hatte dieser für Smetana (nach dem gemeinsamen Erstling «Die Brandenburger in Böhmen») ein Singspiel gezimmert, um seine eigene Dichtung hinterher als unsorgfältig abzuqualifizieren. Wohl wahr. Denn warum verkuhhandelt Jeník (in Kurt Honolkas praktikabler Übersetzung: Hans) seine Erwählte an Kecal, ohne sie ins Vertrauen zu ziehen? Und warum ist nach dem erheblichen Beziehungsknatsch innerhalb ...
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