Fromme Tableaus
Venedigs neuer «Parsifal» stand zweifach im Zeichen der Trauer. Das Publikum gedachte Marcello Viottis, des kürzlich verstorbenen Musikchefs des Hauses, der die Produktion musikalisch leiten sollte. Zuvor hatten Gewerkschaftssprecher einen Appell verlesen, der die dramatischen Subventionskürzungen im Kulturbereich zum Thema hatte: Die Opernsituation Italiens sei in ernster Gefahr. Dann ging das Licht aus im wiederauferstandenen Teatro La Fenice, und das tönende Spiel um Erlösung durch Mitleid nahm seinen Lauf.
Regisseur Denis Krief hangelt sich an der Oberfläche der sparsamen Handlung entlang. Seine Aktionsfantasie ist so beschränkt wie sein Bewegungsvokabular. Im dritten Akt lässt er, etwa bei der Fußwaschung Kundrys, fromme Tableaus wie aus der Uraufführung nachstellen. Meist zeigt er auf schrägem Bretterboden Figuren in grau-sandfarbener, orientalischer Alltagskleidung. Nur die Blumenmädchen dürfen auf der «Baustelle Parsifal» leuchtende Brokatstoffe und Seide tragen. Der Gralskelch schrumpft zum leeren Wasserglas. Aber wo kein Raum ist und die Zeit lang wird, verlieren Gurnemanz’ Worte «Zum Raum wird hier die Zeit» ihren Sinn. Da nützt auch der diffuse Beitrag im ...
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Ein kleines schwäbisches Dorf im Stande der paradiesischen Unschuld, etwa um das Jahr 1780. Die Fruchtbarkeitsgöttin Ceres (Franziska Arndt), begleitet von ihrer Dienerin Phobe (Barbara Schedel), möchte die Dorfbewohner im Ackerbau und in der Viehzucht unterweisen. Zunächst aber begegnet sie nur Ungläubigkeit und Spott. Denn die einfältigen Bauern, die da...
Die aus dem Alten Testament (1. Buch Salomo) bekannte Geschichte von Saul und David hat dramatische Komponisten zu allen Zeiten interessiert, die bekanntesten Versionen stammen von Marc-Antoine Charpentier (1688), Georg Friedrich Händel (1738), Carl Nielsen (1902) und Arthur Honegger (1921). Die bislang jüngste schrieb der hierzulande kaum bekannte Florentiner...
Nein, in solcher Höhe stand er wohl noch nie. Einhundertfünfundzwanzig Meter über Normalnull, das bietet schon eine beträchtliche Aussichtsplattform. Zumal wenn man, mit etwas Glück und Imaginationsvermögen, bis ins heimatliche Dorf schauen könnte. Doch Christoph Willibald Gluck, seit dem Jahre 1756, dem Geburtsjahr Mozarts, ein echter «Cavaliere dello Sperone...