Gordon: Acquanetta
Zu seinem Abschied als Aachener Intendant präsentiert Paul Esterhazy nach Detlev Müller-Siemens’ «Die Menschen» (siehe OW 6/2005) ein weiteres Werk zeitgenössischen Musiktheaters, zugleich eine Uraufführung. Auch Michael Gordons «Acquanetta» verzichtet auf ein Handlungskontinuum, montiert lediglich meditative Szenen. Die erste «Arie» der Titelfigur umkreist beispielsweise einen einzigen Gedanken: «Verhülle mich, verwandle mich, tausche mich aus...». Dieser Text (Libretto: Deborah Artman) deutet die der Oper zugrunde liegende «Story» an.
Acquanetta übernahm seit den vierziger Jahren diverse Rollen in so genannten «B-Movies». In «Captive wild Woman» (1943) gibt die indianisch geborene Schönheit nach bester «Frankenstein»-Manier eine Äffin, die von einem verrückten Wissenschaftler durch Hirntransplantation in eine attraktive Frau verwandelt wird. Eine elementare Eifersuchtserfahrung macht diese Mutation aber wieder rückgängig.
In der Oper beschreiben die Worte der elften Szene (Arie) «Ich bin ein schönes Monster» nicht nur das Äußere der Vorgänge, sondern sie reflektieren auch die unerbittliche Vereinnahmung eines «Stars» durch die Filmindustrie. Während «Captive wild Woman» ganz ...
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