Triumph der Musik

München, Bayerische Staatsoper, Verdi: La forza del destino

Vielleicht ist «La forza del destino» tatsächlich Verdis problematischste Oper. Denn ihr kruder Mix aus hitziger Ekstase zweier junger Männer, der Leidenskraft ­einer Frau, religiöser Introversion und surrealer Kriegsverherrlichung bündelt Kräfte, die nicht selten aneinander zerren und das dramaturgische Gefüge zum Knirschen bringen. David Alden, sonst nicht zimperlich, wenn es darum geht, einen Opernstoff in unsere Zeit zu transportieren oder eine schrill-bunte Vergegenwärtigung zu wagen, siedelte das Stück diesmal in seiner Entstehungszeit an – in den sechziger Jahren des 19.

Jahr­hunderts. Das verblüfft in seiner konventio­nellen Optik, zumal nicht nur die Kostüme his­torisie­rend geschneidert, sondern auch die Bühnenräume konkret entworfen sind, sieht man einmal von der ­Waben-Tapete des häuslichen Refugiums zu Beginn ab, die leitmotivisch wiederkehrt und gleichsam die emotionale Fesselung Leonoras an den Vater symbo­lisiert. Rot ­tapeziert und heruntergekommen die Schenke, abstrakt die Einsiedelei, ein offener, von Gittern umzäunter Raum das Feldlager. Und über allem dräut Joachim Patinirs «Überfahrt in die Unterwelt» von 1521. Dessen rot glänzender Charon im Zentrum leuchtet ...

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Opernwelt August 2005
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Klaus Kalchschmid

Vergriffen
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