Triumph der Musik
Vielleicht ist «La forza del destino» tatsächlich Verdis problematischste Oper. Denn ihr kruder Mix aus hitziger Ekstase zweier junger Männer, der Leidenskraft einer Frau, religiöser Introversion und surrealer Kriegsverherrlichung bündelt Kräfte, die nicht selten aneinander zerren und das dramaturgische Gefüge zum Knirschen bringen. David Alden, sonst nicht zimperlich, wenn es darum geht, einen Opernstoff in unsere Zeit zu transportieren oder eine schrill-bunte Vergegenwärtigung zu wagen, siedelte das Stück diesmal in seiner Entstehungszeit an – in den sechziger Jahren des 19.
Jahrhunderts. Das verblüfft in seiner konventionellen Optik, zumal nicht nur die Kostüme historisierend geschneidert, sondern auch die Bühnenräume konkret entworfen sind, sieht man einmal von der Waben-Tapete des häuslichen Refugiums zu Beginn ab, die leitmotivisch wiederkehrt und gleichsam die emotionale Fesselung Leonoras an den Vater symbolisiert. Rot tapeziert und heruntergekommen die Schenke, abstrakt die Einsiedelei, ein offener, von Gittern umzäunter Raum das Feldlager. Und über allem dräut Joachim Patinirs «Überfahrt in die Unterwelt» von 1521. Dessen rot glänzender Charon im Zentrum leuchtet ...
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«Idomeneo» ist gewiss Mozarts musikalisch reichste, dramatisch radikalste Partitur, die gleichermaßen die Tragédie lyrique Rameaus wie Glucks Opernreform beerbt und die höfische Seria im Geist des Wiener Sonatenstils überformt. Bereits in der festlichen Ouvertüre mit ihren abrupten Einbrüchen wetterleuchtet jene nervöse Erregtheit, die Ausdruck und Tempo des Stücks...