Rache der Komture
Es sollte die glanzvolle Saisoneröffnung und zugleich der Auftakt der musikalischen Veranstaltungen des Mozartjahres in Spanien werden. Die Presse hatte die Rückkehr des Don Juan in einer echten Eigenproduktion mit spanischer Starbesetzung mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht. Doch es kam anders. Das späte Debüt des Theaterregisseurs Lluis Pasqual und des Dirigenten Victor Pablo Pérez im Madrider Opernhaus fand zwar statt, jedoch mit einer szenisch polemischen und musikalisch uneineitlichen Produktion.
Ein Teil des Publikums tobte vor Wut, die Missbilligung schloss sogar die Statisten mit ein.
Pasqual zeichnet Don Giovanni als «señorito andaluz», als sozialen Freibeuter ohne Moral, Recht und Gesetz, der mehr von maßlosem Hochmut als von unersättlicher Wollust getrieben wird. Zudem verlegt er die Handlung in die vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts, tief in das finstere Spanien Francos nach dem Bürgerkrieg. Am Ende fliegt das Reiterstandbild des Komturs als Zitat des im Frühjahr in Madrid entfernten Diktator-Denkmals herein. Der Schlussgesang wird als Filmszene gestaltet. Don Giovanni fungiert hierbei als munterer Filmemacher, während Ausschnitte von Veranstaltungen des ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Manchmal weiß man schon nach wenigen Sekunden, wie musikalisch ein Regisseur, eine Regisseurin ist. An diesem Abend in Magdeburg, der voller musikalischer Zweifel steckt, weil das von Alexander Steinitz geleitete Orchester einen rabenschwarzen Tag erwischt hat, genügt die Ouvertüre, um solches festzustellen. Vorne, vor dem noch geschlossenen Vorhang, sitzen...
Umberto Giordanos «La Gioconda» mag in puncto Unglaubwürdigkeit der Handlungsabläufe Verdis «Trovatore» oder «Forza» und so manche Barockoper weit übertreffen, uninszenierbar ist sie keineswegs. Aber zunächst einmal müsste der (Bühnen-)Raum stimmig sein. Schwarzes Gusseisen, venezianische Brückenlandschaften, triste Beleuchtung und Nebelschwaden erzeugen keine...
Erstmals wagt sich die Deutsche Oper am Rhein an die «Trojaner» von Hector Berlioz und delegiert arbeitspraktisch geschickt je einen der beiden Teile nach Duisburg und Düsseldorf. Wie Herbert Wernicke 2000 bei den Salzburger Festspielen schiebt Regisseur Christof Loy als Kommentar, nur in Duisburg, Offenbachs Buffa «La Belle Hélène» nach. Auch diese lässt er im...