Klingendes Spiel
Jeder Komponist wandelt sich während seines Schaffensweges. Trotzdem sind die für das Lebenswerk György Ligetis charakteristischen Änderungen sehr überraschend. Im 20. Jahrhundert kann man sie, wenn überhaupt, nur mit Igor Strawinskys kompositorischer Vielseitigkeit vergleichen. Ligeti geht noch über Strawinsky hinaus: Bei einigen Werken glauben wir einen anderen, neuen Komponisten zu treffen. Da ist einerseits die mächtige, unablässige schöpferische Produktivität eines Künstlers, mehr als fünfzig Jahre anhaltend und reich an Meisterwerken.
Andererseits spürt man eine kontinuierliche Wandlung, manchmal nur einen Hauch, aber nicht selten eine beträchtliche Metamorphose, die Ligetis Werken immer neue Frische schenkt.
So sehr das Ergebnis seiner Arbeit originell und innovativ war: Bei der Entstehung einiger Werke reagierte Ligeti auf die Musik anderer Künstler. Gegenstand der Inspiration konnte ein Madrigal der Renaissance sein oder mittelalterliche Kirchenmusik, die Kultur klassisch-romantischer Kammermusik oder Konzerte, europäische oder entlegene Volksmusik. Vor allem jedoch gingen Ligetis schöpferischer Tätigkeit ästhetische Überlegungen voraus, die auf die Veränderungen in der ...
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Lassen Sie uns mit einer persönlichen Frage beginnen: Sie sind dreizehn Spielzeiten lang Chef der Bayerischen Staatsoper in München gewesen, Sie sind von Queen Elizabeth II. zum Knight of the British Empire geschlagen worden. Welche Anrede gefällt Ihnen am besten? Herr Staatsintendant? Sir? Mister Jonas?
Das mit dem Staatsintendanten habe ich sofort nach meinem...
Viel habe ich während meiner dreizehn Jahre als Intendant der Bayerischen Staatsoper gelernt. Dazu gehört, dass es leider nur zu oft unumgänglich für ein Opernhaus ist, bockig und kompromisslos zu sein. Es gehört zu unseren Aufgaben, die Vorstellung darüber, was möglich oder akzeptabel ist, auszudehnen. Die Politik sollte Toleranz aufbringen für das, was wir tun...
Herr Schreiber, Sie haben die Arbeit an Ihrem «Opernführer für Fortgeschrittene», die im Sommer mit der Fertigstellung des fünften Bandes zum Abschluss gekommen ist, vor einem Vierteljahrhundert aufgenommen. Was hat Sie ursprünglich auf die Idee gebracht, sich ein solches Mammutprojekt vorzunehmen?
Die Idee kam 1980 von der Büchergilde Gutenberg. Deren Cheflektor...