Bellini total
Bellinis komplettes Opernschaffen in einer kleinen handlichen Kassette zu veröffentlichen, verbunden mit einer CD-ROM, die alle Libretti in italienischer Sprache enthält, sowie mit einem fachkundigen Booklet-Aufsatz des Bellini-Spezialisten Friedrich Lippmann – das ist eine glänzende Idee. Denn anders als seine Kollegen Rossini und Donizetti, die er als Rivalen empfand, hat der früh verstorbene Meister aus Catania von der großen Belcanto-Renaissance der letzten fünfzig Jahre nur am Rande profitiert.
Freilich, wenn man jetzt die Gelegenheit hat, auch seine lange in den Archiven verstaubten Nebenwerke kennenzulernen, muss man einräumen, dass manches völlig zu Recht in Vergessenheit geraten ist. Vor allem bei den ersten beiden Opern «Adelson e Salvini» und «Bianca e Fernando» findet man das alte Sprichwort bestätigt, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Bellini zeigt hier noch keine eigene Handschrift und lässt die späteren Meisterwerke nicht einmal ahnen. Da die beiden Mitschnitte aus Catania (1992) kaum vokale Glanzlichter bieten, sind sie von lediglich archivarischem Interesse.
Auch mit «La straniera» und «Zaira» (nach Voltaire) hatte der Komponist wenig Glück. Das ...
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