Mozart, der Progressive
Erfahrungen mit historischer Aufführungspraxis kommen bei der Dresdner Staatskapelle bislang nur sporadisch zum Zuge. Einzelne der immerhin sechs Mozart-Produktionen im Repertoire der Semperoper sind daher trotz der viel gerühmten Spielkultur der Staatskapelle von durchaus behäbiger Konventionalität. Gemessen daran bietet der neue Dresdner «Figaro» manche Überraschung, ohne die Dresdner Tradition der Klanggestaltung vollends zu revolutionieren. Unter Massimo Zanetti wird in kleiner Besetzung und mit erfrischender Verve aufgetrumpft.
Überzeugend betont Zanetti die unkonventionellen Momente der Partitur, vor allem ihre plötzlichen Stimmungswechsel und emotionalen Schieflagen. Exzellent die Continuo-Gruppe, die mit einem ausgefeilten, von krassen Tempowechseln bestimmten Konzept gerade die Rezitative in spannender Weise zwischen Buffa und Seria oszillieren lässt. Manko einer durchweg überzeugenden Orchesterleistung sind verschiedene Arien, in denen die Sänger etwas zugedeckt werden.
Die in diesem Stück so wichtigen Ensembleszenen sind von bestechender Homogenität. Imponierend zwei Mitglieder des Dresdner Hauses: Markus Marquardt, der den Figaro mit souveräner Eleganz singt und ...
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