Zwischen Tradition und Aufbruch
Die japanische Wirtschaft mag derzeit schwächeln, die japanische Gesellschaft sorgenvoll in die globalisierte Zukunft blicken, die japanische Politik den schmerzlichen Umbau des Sozialstaates betreiben – doch allen Krisensymptomen zum Trotz ist die Nachfrage nach teurer «klassischer» Musik aus Europa ungebrochen. Spielen auf Einladung privater Impresarii, sagen wir, die Berliner Philharmoniker, die Mailänder Scala oder die Wiener Staatsoper im Reich des Tenno, sind viele Japaner nach wie vor bereit, fast jeden Preis für eine Eintrittskarte zu zahlen.
Bis zu sechshundert Euro kostet etwa ein Abend in voller Wagner-Länge – und das, obgleich man Tristan, Sachs & Co. mangels schöner Opernbühnen in gesichtslosen Mehrzweckbauten bei der Arbeit zuschauen muss. Um die dreitausend operntaugliche Bespielstätten finden sich zwischen der Nordinsel Hokkaido und der Südinsel Kyushu, die Kino-Dichte liegt deutlich niedriger. Das Geschäft mit «authentischen» Ensembles aus Übersee brummt. So haben, ein paar Beziehungen und ein wenig Verhandlungsgeschick vorausgesetzt, selbst deutsche Regionalligisten wie die Brandenburger Symphoniker oder das Loh-Orchester Sondershausen noch immer die Chance, auf ...
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Seit die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli ihr binnen kurzem zum Bestseller avanciertes Vivaldi-Recital vorstellte, ist das Interesse an den musikdramatischen Werken des «roten Priesters» sprunghaft angestiegen. Und schon lange beschränkt sich die Wiederentdeckung Vivaldis als Opernkomponist nicht mehr auf die Veröffentlichung erlesener Arien-Paraden. Das...
Herr Klebe, Sie haben eine Oper über Balzacs «La Peau de Chagrin», einen der Romane der «Comédie humaine», komponiert. Wie kam es zur Wahl dieses Stoffs?
Es ist jetzt fast fünfzig Jahre her, seit ich «Die tödlichen Wünsche» geschrieben habe. Ich habe damals mit meiner Frau zusammen sehr viel Balzac gelesen und war spontan überzeugt, dass das ein Opernstoff wäre....
In der Kunst, so schrieb Giuseppe Verdi an den die Partie des Falstaff studierenden Victor Maurel, «ist das Vorherrschen der reflektiven Tendenzen ein Zeichen von Dekadenz». Bei der Hamburger Inszenierung von «Simon Boccanegra» – verantwortet von Claus Guth und Christian Schmidt (Bühnenbild und Kostüme) – ist der Zuschauer gezwungen, lauter Regiereflexionen zu...