Zugespitzt
Nachdem Herbert von Karajan im September 1956 (Karl Böhm hatte demissioniert) die Leitung der Wiener Staatsoper übernommen hatte, erfüllte sich ein Jahr darauf sein schon 1946 erhobener Anspruch, die künstlerische Leitung der Salzburger Festspiele, bis dahin wahrgenommen von Wilhelm Furtwängler, Oscar Fritz Schuh, Caspar Neher und Gottfried von Einem, zu übernehmen. Mehr als jeder andere vor ihm war er zum «Gott der südlichen Zonen» (Gustav Mahler) geworden.
Für seine ersten Festspiele wählte er, schon damals als Dirigent und (heftig umstrittener) Regisseur in Personalunion, Ludwig van Beethovens «Fidelio» (Mitschnitt vom 27. Juli 1957) und, zunächst gegen anfängliche Widerstände, Giuseppe Verdis «Falstaff» (Mitschnitt vom 10. August 1957), also die beiden Opern, mit denen sich zweiundzwanzig Jahre zuvor Arturo Toscanini in Salzburg eingeführt hatte. Die beiden Aufführungen wurden von Orfeo in der von Gottfried Kraus kundig kommentierten Reihe der Festspiel-Dokumente veröffentlicht.
Wer Karajans dreizehn Jahre spätere Aufnahme der Beethoven-Oper mit den Berliner Philharmonikern kennt, wird kaum glauben, dass derselbe Dirigent am Pult steht. Leidet die Studioaufnahme unter der ...
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