Misstöne in Arkadien
So schlimm, wie das Gemälde auf dem Cover nahe legt, kommt es in Domenico Cimarosas im Revolutionsjahr 1789 für den Petersburger Hof komponierter «Cleopatra» nicht. Die Königin hat hier noch keine Veranlassung, sich die Natter an die Brust zu legen, denn vorläufig geht ja alles nach ihren Wünschen.
Ferdinando Morettis Libretto hat mit Shakespeares Tragödie nicht viel im Sinn – da wird zwei Akte lang geseufzt, gestritten und geturtelt, ohne dass die Handlung dabei vorwärtskommt.
Antonius, der sich gegen die anrückenden Truppen seines Konkurrenten Octavianus wappnen muss, ist in Liebesbanden gefangen und kann vor der Alternative «Braut oder Weltreich» zu keiner eindeutigen Entscheidung gelangen. Cleopatra, von allen als zweite Venus bewundert, sieht die Sache einfacher: Entweder er bleibt bei ihr oder sie bringt sich um. Am Ende schafft die Liebe einen Kompromiss: Sie ziehen gemeinsam in die Schlacht wie in eine Sommerfrische. Als ihr Schiff ausläuft, besingt der Chor den heiteren Himmel und das ruhige Meer, das von Zephiren sacht bewegt wird.
Eine Oper kann man dieses höfische Divertimento nicht nennen, das die irreführende Gattungsbezeichnung «Azione teatrale» trägt. Dass beide ...
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Es sollte der große Schlusspunkt der Intendanz Klaus Zeheleins werden. Aber wie im Falle der dem Streik im öffentlichen Dienst zum Opfer gefallenen szenischen Uraufführung von Gérard Pessons «Pastorale» (siehe OW 7/2006) lief auch die Premiere von Joseph Martin Kraus’ nachgelassener Oper «Aeneas in Karthago» szenisch auf Grund. Peter Konwitschny ließ die Arbeit in...
«Ein wundervolles Paar waren die Nibelungen Mime Herr Breuer und Alberich Herr Friedrichs. Doch beide verfielen oft aus dem Gesangston in den Sprechton, in ein vollständiges Deklamiren. So empfindlich ich sonst gegen solche Stilwidrigkeiten bin – hier kam etwas außerordentlich Charakteristisches dabei heraus. Ich würde dieses Umstandes gar nicht Erwähnung thun,...
Herr Jansons, warum machen Sie so wenig Oper?
Vielleicht hat das mit meiner Geschichte zu tun: In Riga bin ich als Dreijähriger in der Oper aufgewachsen. Meine Mutter war Sängerin, mein Vater Dirigent an der Oper. Meine Eltern brauchten keinen Babysitter, denn ich war von früh bis nachts im Theater, ich kannte alles auswendig. Dann verschrieb sich mein Vater in St....