Puccini: Tosca

London

Das heißeste Ticket der Londoner Opernsaison hatte einen Namen: Angela. Oder eher zwei: Angela Gheorghiu und Tosca. Denn die allürenhafte rumänische Starsopranistin, die einzig zur Covent Garden Opera noch weniger getrübte Beziehungen unterhält, trat mit einem spektakulären Rollendebüt in die Fußstapfen der Callas. Und das zweifach. Als Abschiedsgeschenk für die stimmlich schon fragile Assoluta hatte dort Franco Zeffirelli 1964 «Tosca» klassisch schön in Szene gesetzt.

Die Callas ist mit dem fürs Fernsehen aufgezeichneten zweiten Akt aus London und natürlich auch mit ihrer Mailänder Aufnahme als Rollenmodell ikonengleich in die Sopranis­tinnen-Ewigkeit eingegangen.
Die vorsichtigen Engländer haben diese Reliquie nun nach 242 Vorstellungen abgesetzt. Und eine neue bei Theater­regisseur Jonathan Kent bestellt. Der hat sich fast bis zur Selbstaufgabe brav an das Libretto gehalten. Auch der Desig­ner Paul Brown hat Rom nicht neu erfunden. Er hat der Kirche Sant'Andrea della Valle eine Krypta geschenkt. So lassen sich Duett-Ekstase, Ministranten-Gequirl, Vermisstensuche und Te Deum effektvoll ausbreiten. Erzengel Michael dominiert in monströser Siegesgewiss­heit Scarpias holzgetäfelte ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2006
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 54
von Manuel Brug

Vergriffen
Weitere Beiträge
Die Regeln des Spielmanns

Das Etikett des Wagner-Epigonen heftete ihm bereits die zeitgenössische Kritik ans Revers. Und ganz unlieb war Max von Schillings (1868-1933) diese Bezeichnung wohl nicht, verstand er sich selbst doch als ernsthaften Nachahmer – wenn nicht Nachfolger – des Bayreuther Hügelherrn. In seiner zweiten, 1899 uraufgeführten Oper «Der Pfeifertag», einem «Spielmannsscherz...

In der Jahrhunderthalle

Im niederschlesischen Wroclaw, zu dem man wieder Breslau sagen darf, ohne als Revanchist verdächtigt zu werden, steht ein luxuriös restauriertes Opernhaus, samtweich und goldglänzend. Aber weil sich die Handwerker auch nach der offiziellen Eröffnung noch ungebührlich viel Zeit lassen, weicht die Intendantin weiter aus. An den verrücktesten Orten hat sie schon...

Oper als Integrationsfaktor

Seit 1997 bietet das «Festival Amazonas de Ópera» jährlich ein mit Bedacht gemischtes Programm, darunter nicht nur das gängige Repertoire, sondern etwa im Vorjahr den in grandios konzentrierter Anstrengung gestemmten «Ring»-Zyk­lus, die erste bra­silianische Gesamtaufführung (siehe OW 7/2005). Natürlich finden sich auch Werke einheimischer Komponisten, von Carlos...