Schwalbengesang
Der Sommer hatte soeben begonnen, da geschah das kleine Wunder: Im Seegebiet vor Rügens Kap Arkona wurde ein etwa zwölf Meter langer Buckelwal gesichtet. Ein Ornithologe habe das Tier zwei Stunden lang beobachtet und auf seiner verirrten Bahn durch das Meer verfolgt, hieß es in einem Zeitungsbericht. Warum er es tat, erklärte uns Unwissenden hernach ein richtiger Walforscher. Die Sichtung sei eine Sensation, ließ er verlauten, da zuletzt ein lebender Buckelwal vor dreißig Jahren vor der deutschen Ostseeküste aufgetaucht war. Was das mit Diana Damrau zu tun hat? Dazu gleich.
Was vermutlich nicht mal die Stimmforscher der Klassik wissen: Wollte man ein großartiger Opernsänger sein, wäre es durchaus empfehlenswert, die stimmlichen Qualitäten eines Buckelwals sein Eigen zu nennen. Denn dann sähe man sich in die günstige Lage gesetzt, so ziemlich alles singen zu können, was die Schöpfer klassischer Theatermusik seit Monteverdi zu Papier gebracht haben. Man wäre imstande, in fast allen erdenklichen Lagen vokale Wohlgefühle zu entwickeln und die selbigen in die Welt hinein (oder hinaus, je nach Blickwinkel) zu senden. Buckelwale gebieten über einen Stimmumfang von sieben Oktaven, das ...
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Opernwelt Jahrbuch 2008
Rubrik: Sängerin und Sänger des Jahres, Seite 10
von Jürgen Otten
Die Oper hat ihn ein Leben lang beschäftigt. Doch sein klangliches Credo wurde weniger von Großformaten als durch jene Erfahrungen mit Kammermusik geformt, die ihn als junger Mann in Mailand prägten. Das Gespür fürs Filigrane, für feinste Nuancen, Schattierungen und Spannungen hat sich Claudio Abbado stets bewahrt. Das gilt für die Zeit als Musikchef der Mailänder...
Herr Harnoncourt, Sie beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit dem Werk Mozarts. Was ist für Sie die größte Herausforderung, wenn Sie sich auf eine neue Produktion wie den «Idomeneo» vorbereiten?
Ich möchte die Grundidee des Komponisten jedes Mal wieder neu finden. Der Grazer «Idomeneo» ist mein dritter Anlauf zu diesem Stück, es gibt kaum eine Oper Mozarts, die ich...
Beschaut man das (Kunst)Werk und weiß um die Umstände seiner Entstehung, fühlt man sich unweigerlich an jenen berühmten Satz von Albert Camus erinnert, der das Wesen des Existenzialismus in exemplarischer Form idiomatisierte: «Man muss sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen», so endet Camus’ maßstabsetzendes Buch «Der Mythos von Sisyphos». Im...