Die Möglichkeit von Liebe

Wagners «Tannhäuser» in zwei höchst eigenwilligen Lesarten an der Oper Frankfurt und am Badischen Staatstheater Karlsruhe

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Kein Bühnenwerk Richard Wagners konfrontiert ein Produktionsteam am Theater wohl mit derart vielen konzeptionellen Vorabüberlegungen wie die romantische Oper «Tannhäuser». Und das hat viel damit zu tun, dass der Komponist selbst es war, der dieses Stück als etwas Unvollendetes betrachtete. Er sei der Welt «noch einen Tannhäuser schuldig», beteuerte er gegenüber seiner Frau Cosima, was diese am 23. Januar 1883 in ihrem Tagebuch notierte. Nur drei Wochen später, am 13. Februar, starb Wagner. Die Leerstelle blieb.

So stellt sich für Regisseure und Dirigenten zuvörderst die Frage, welche Fassung des «Tannhäuser» sie wählen wollen. Die erste, 1845 in Dresden uraufgeführte? Die zweite, um das Bacchanal im Venusberg und eine musikalische Aufwertung der Figur der Venus bemühte, die 1861 an der Pariser Oper einen der berühmtesten Skandale der Musiktheatergeschichte verursachen sollte? Oder doch jene, die der Komponist 1875 anlässlich einer (deutschsprachigen) Produktion in Wien betreute und die vom Prinzip her der Pariser Variante am nächsten ist? Insbesondere der damit verbundene, erweiterte erste Aufzug entwickelt hier ein anderes, größeres Gewicht für den Fortgang der Handlung.

Was aber ...

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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Alexander Dick

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