Bla, bla, bla
Ein paar Zitate des Meisters aus Stratford kurven zu Beginn durchs Video. Wenn die Ouvertüre dann heißläuft, ist dort nur noch groß zu lesen: «Bla, bla, bla.» Keine an Shakespeare adressierte Blasphemie ist das, gemeint sind mutmaßlich Librettist Salomon Hermann Mosenthal und, als Mitschuldiger, der Komponist des Werks. «Die lustigen Weiber von Windsor», so sehr sie einst zum Spielopern-Repertoire gehörten, haben ja gleich mehrere Probleme; den übermächtigen «Falstaff», die stark startende, danach stark schwächelnde Dramaturgie, vor allem aber den überlangen Text.
Entstauben hilft nicht mehr, wie Brigitte Fassbaender vorführt, sondern nur noch eines: das Skalpell.
Ganze Seiten wurden für diese Premiere am Münchner Gärtnerplatztheater geopfert, auch einige Musikstrecken zerschnibbelt. Und was übrig blieb, wurde zusammen mit dem Dramaturgen Christoph Wagner-Trenkwitz sanft verheutigt. Nicht als aktualisierende Anbiederung, sondern mit kleinen, behutsamen Operationen, die auch schlimmste Machismen tilgten. Wer das Stück in dieser Version erstmals hört, glaubt glatt, es sei das Original.
Dass Nicolai und sein Textdichter aus Shakespeares Vorlage fast nur Karikaturen gewinnen konnten, ...
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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Markus Thiel
Der Glaube, so sagt man, sei imstande, ganze Gebirgsketten zu versetzen. Der Aberglaube hingegen vermag Menschen in herbe Nöte zu stürzen, denen sie problemlos und bequem entweichen könnten, würden sie der Statistik vertrauen. Die besagt nämlich auch im Fall des berühmten Phänomens «Freitag, der Dreizehnte», dass an diesem Tag nicht mehr und auch nicht weniger...
Ein Mann und eine Frau, die an einer Strahlenkrankheit stirbt, von fremden Stimmen besessene Figuren, eine Liebesgeschichte und die Welt nach einer Atomkatastrophe: Mit «INES» zeigen Ondřej Adámek und Katharina Schmitt ein Musiktheaterstück am Ende des Anthropozäns. Der Titel geht dabei auf die INES-Skala zurück, die zur Festlegung von Störfällen in Kernkraftwerken...
Wurzeln überall, auch von oben hängen sie herunter, wir befinden uns mutmaßlich in einer subrealen Unterwelt. Vorne fließt, vom Parkett nur zu ahnen, ein Fluss vorbei, und als schließlich Mélisande, drapiert wie für eine kolorierte Kunstpostkarte, ihr fragiles Leben ausgehaucht hat, wird es gewiss: Es ist Styx, oder Lethe, denn Mélisandes Lebenslicht wird vom Arzt,...