Rausch der Verwandlung
Ein Märchen ist ein Märchen. In diesem besonderen Fall zwar eines für Erwachsene, aber doch für solche, die im Innersten Kinder geblieben sind. Wo in der Fabel für die echten Kleinen die Prinzessin und der Prinz sich suchen und nach einigen Prüfungen dann auch finden, sind es hier die Kaiserin und der Kaiser, die als namenlose Idealgestalten traumverloren über die Bühne schreiten. Auch diese beiden hehren Wesen verfehlen sich zunächst, auch sie durchlaufen einige Prüfungen.
Denn die Dame aus himmlisch hohen Sphären kann die schönste, vornehmste Aufgabe nicht erfüllen, die auch einer Kaiserin gebührt. Sie kann keine Mutter werden, sie kann keine Prinzessinnen und Prinzen hervorbringen. In Hugo von Hofmannsthals Sprache des Märchens heißt das: Sie wirft keinen Schatten. Eine einfache Menschenfrau, namenlos wie die Kaiserin, allerdings könnte ihr helfen. Sie trägt schwer an der Last der Lust, sie will ihrem braven Mann partout keine Kinder schenken, die der sich aber sehnlichst wünscht. Die vier Schicksale sind untrennbar miteinander verknüpft. Das hohe Paar kann nicht ohne das niedere existieren. Und so versucht die Amme, aus der doppelten Not ihr Kapital zu schlagen: Sie verspricht ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 10
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