Karnevalssitzung
Eigentlich hatte Rossini sich bereits von der Opera buffa distanziert, um sich in Frankreich am ernsteren Fach zu erproben, als er mit «Il viaggio a Reims» 1825 doch noch einmal eine Buffa für das Pariser Théâtre-Italien komponierte. Das Werk ist eine veritable Krönungsoper, geschrieben zur Inthronisierung König Karls X. von Frankreich, der nur fünf Jahre später ins Exil getrieben wurde. Die Partitur galt lange als verschollen, bevor die Oper beim Rossini-Festival in Pesaro 1984 unter dem Dirigat Claudio Abbados wiederentdeckt wurde.
Seither wird das Werk als Solitär in Rossinis Schaffen gewertet, das besondere Herausforderungen stellt: Nicht weniger als 18 Solo-Partien gilt es zu besetzen, darunter 10 höchst anspruchsvolle Hauptrollen.
Die Handlung spielt im Hotel «Zur goldenen Lilie», in dem eine feudale Gästeschar auf dem Weg zu jener Krönung in Reims aufgrund logis -tischer Probleme unfreiwillig festsitzt. Die im Stücktitel versprochene Reise findet also gar nicht statt. Stattdessen feiert die internationale Gesellschaft aus allerlei exzentrischen Figuren schließlich ohne König ihre eigene Party. Ein Szenario also, das so oder so ähnlich auch in der streik- und ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Regine Müller
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Er war einer der größten Sänger des 20. Jahrhunderts und ist doch kaum bekannt – der 2016 verstorbene US-Amerikaner Russell Oberlin. 1959 nahm er ein Recital mit Händel-Arien auf, das zweifelsohne zu den Glanzlichtern des Barockgesangs gehört. Darunter befindet sich auch die Arie «Ombra cara di mia sposa», in der Radamisto den vermeintlichen Tod seiner Frau Zenobia...