Süße Pfeile

Händel: Orlando an der Oper Frankfurt

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Also sprach Zarathustra: «Orlando, geh’ dahin und werde ein Held auf dem Feld der Ehre! Sei wieder der Krieger, der du einmal warst, vergiss die Liebe, sie hält nur von den wesentlichen Dingen ab und dauert ohnedies nicht an.» Gut gesagt. Allein, was hilft es, wenn einer verrückt ist, verrückt nach den Frauen oder besser: nach einer bestimmten Frau.

Selbst der weise Zoroastro, wie Nietzsches Übermensch-Vorläufer in Händels 1733 am Londoner Haymarket herausgekommenen «Orlando» heißt, kann nicht verhindern, dass sich der Liebeskranke auf den Weg macht, um seine Angebetete zurückzuerobern, die ihm ein anderer längst entwendet hat. Knapp drei Stunden dauert dieser verzweifelte Versuch, und er ist gefüllt mit einer zauberhaften, lyrisch-inniglichen Musik. Wohl nur noch in seiner «Rodelinda» findet Händel einen vergleichbar elegischen Lamento-Ton, nur dort leiden die Liebenden ähnlich «langsam» wie in dieser auf dem Versopus «Orlando furioso» von Ludovico Ariost basierenden Opera in tre atti – also fast wie in Zeitlupe. Ein Larghetto (respektive Andante oder Largo) reiht sich ans nächste, eine Klage folgt auf die andere; es ist ein bisschen so, als würde die Zeit stehen bleiben und ...

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Opernwelt April 2023
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Jürgen Otten

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