Blanke Realität, archaische Magie
Holger Falk vermeidet die Hauptstraßen des Liedgesangs. Lieber schlägt er sich ins Unterholz der Moderne, wo er Vergessene und Übersehene entdeckt wie Josef Matthias Hauer oder Hanns Eisler. Vor allem aber ist er ein Partisan, ein Botschafter der mélodie, des französischen Lieds, das hierzulande noch immer ein Außenseiterdasein führt. Was nur wenigen Ausländern gelingt: Falk beherrscht die französische Sprachdeklamation, trifft die besondere Legierung, die Wort und Ton hier eingehen, und damit den Geist dieser Musik.
Nach seinen vielfach prämierten Aufnahmen mit Liedern Erik Saties, Arthur Honeggers und Francis Poulencs legt er nun die erste Folge einer Auswahl von 32 Piècen aus den insgesamt 265 Mélodies und Chansons von Darius Milhaud vor.
Milhaud war die beherrschende Gestalt jener «Les Six» genannten Gruppe neoklassizistischer französischer Komponisten, die sich am Ende des Ersten Weltkriegs unter der intellektuellen Schirmherrschaft Jean Cocteaus gebildet hatte. In ihren Werken fegte sie alles Akademische und Romantische hinweg. Ihr Ideal war Klarheit, Schlichtheit, Lakonie und Ironie bis zum Sarkasmus – in Cocteaus Worten «eine Musik für die Erde, eine Musik für alle Tage». ...
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Opernwelt März 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 26
von Uwe Schweikert
Frau Aristidou, wenn man die Fotos betrachtet, die es von Ihnen gibt, fällt auf, dass diese sehr unterschiedlich sind. Besitzen Sie mehrere Identitäten?
(lacht) Ich glaube, nicht. Es kommt darauf an, in welchem Augenblick die Fotos gemacht wurden, in welcher Stimmung ich gerade war. Aber eigentlich bin ich immer derselbe Mensch – wobei die Fotos, die vermutlich am...
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