Virtuose Klarheit
Philippe Quinault war für Jean-Baptiste Lully so etwas wie Da Ponte für Mozart: ein umsichtiger Dichter, der von der Bühne her kam und genau wusste, was ein Libretto braucht und worauf es besser verzichtet, um bei der Zensur durchzugehen und beim Publikum anzukommen.
Quinault und Lully hatten vor ihrer Oper «Thésée», die im Januar 1675 im Schloss von Saint-Germain-en-Laye – westlich von Paris gelegen und zwischen 1661 und 1681 Hauptresidenz von Louis XIV. – uraufgeführt wurde, bereits mehrfach zusammengearbeitet, etwa bei «Cadmus et Hermione» (1673) und «Alceste» (1674).
Wie damals üblich, musste auch das «Thésée»-Libretto der Académie Française zur kritischen Prüfung vorgelegt werden. Es thematisiert einen mythologischen Stoff aus Ovids «Metamorphosen», der – wie häufig bei Quinault – mit aktuellen Geschehnissen seiner Zeit unterfüttert wird. So spielt beispielsweise der Prolog in den Gärten des Schlosses von Versailles. Dort herrscht allgemeine Flaute, da der Hausherr ständig mit seinen Militärs auf Feldzügen unterwegs ist und festliche Veranstaltungen daher keinen Platz auf der Tagesordnung finden. So ziehen sich die Götter in den Wald zurück, um dort ihr eigenes Theater ...
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