Beim Wort genommen

Im «Land des Lächelns» kann einem das Lachen schon mal vergehen: Franz Lehár in Berlin und Dresden |

Opernwelt - Logo

Es ist, um das Wesen der Gattung zu erspähen, hilfreich, eine kleine Reise zu unternehmen in jene ferne Zeit, die zumal in deutschen Landen gemeinhin unter dem Rubrum «Die Wilden Zwanziger» Eingang in die Geschichte gefunden hat. Wild, das ist für die Mehrzahl derer, die von dieser Zeit schwärmen, ein nachgerade romantisch verfügtes Synonym für das Ausschweifend-Anarchistische – wobei es weit mehr den sexuellen Kontext be­müht als die politischen, gesellschaft­lichen Gegebenheiten.

Zugegeben eine verständliche Ansicht: Natürlich spricht man lieber über die Liebe als über das Leben.
So auch in der Operette. Dass sie, nicht zuletzt in Wien und Berlin, den seinerzeit führenden Kunststädten, eine Blütezeit erlebte, verdankt sich wohl auch der Tatsache, dass man die «leichte Muse» dringend benötigte, um das Schwere besser verdauen zu können. Denn schwer war diese Zeit zwischen zwei Weltkriegen allerdings; existenziell. Die Inflation preschte mit Feuereifer voran, der «Schwarze Freitag» war in der Ferne schon sichtbar wie jener Orkan, der auf Mahagonny zusteuerte. Der nicht eben unbeträchtliche Unterschied: Mahagonny wurde verschont.
Das ist, in groben Zügen, der Kontext, in dem Franz ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2007
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Jürgen Otten

Vergriffen
Weitere Beiträge
Aller Anfang ist schwer

Eine Gesamtauslastung von 92 Prozent mit einem Zuwachs um vier Prozent und leicht gestiegene Abonnementzahlen konnte Albrecht Puhlmann, der im vergangenen Jahr Klaus Zehelein als Intendant der Staatsoper Stuttgart beerbte, zur Halbzeit seiner ersten Saison vor­weisen. Die Zahlen also stimmen. Aber stimmt auch die künstlerische Bilanz, die sich jetzt am...

Die Stadt, der Müll und der Tod

Verdis «La traviata» war zur Zeit ihrer Uraufführung anno 1853 eine Gegenwartsoper: Auf der Bühne erschienen Figuren, die auch im Saal als Zuschauer saßen. Die Vorlage für das Libretto stammte von Ale­xandre Dumas’ Sohn, dessen Schauspiel «La Dame aux Camélias» nur ein Jahr zuvor in Paris Premiere hatte. Im Verlauf der Jahrzehnte, und damit der wachsenden...

Harvey: Wagner Dream

Was ging Wagner wohl durch den Kopf, als er starb? Vielleicht seine unvollendete Buddhisten-Oper «Die Sieger», die er siebenundzwanzig Jahre zuvor aufgegeben hatte. Das ist der Ausgangspunkt von «Wagner Dream» – ein Stück, das nach der Luxemburger Uraufführung im Rahmen des Holland Festivals in Amsterdam auf reges Publikumsinteresse stieß. Jonathan Harveys neue...