Nackter Mensch im leeren Raum
Kirill Semjonowitsch Serebrennikov ist ein Universalist der darstellenden Künste. Er inszeniert in Schauspiel, Ballett und Oper, bei Crossover-Projekten und im Performancebereich und ist dabei oft als sein eigener Bühnen- und Kostümbildner unterwegs, er ist Drehbuchautor und Kinoregisseur, er realisiert Fernsehproduktionen und Musikvideos – und ist zugleich das genaue Gegenteil eines Monomanen oder gar Berserkers.
Als Regisseur begegnet er allen Mitwirkenden – ob vor oder hinter der Bühne, ob jemand als Hauptdarsteller oder zum ersten Mal auf einer Bühne steht – mit der gleichen wertschätzenden Hochachtung. Und er ist Ermöglicher, Förderer und Kommunikator weit über sein im engeren Sinne persönliches Schaffen hinaus. Als Festivalleiter kuratierte er mit «Territory» und «Platforma» zwei langfristig angelegte und für die Etablierung zeitgenössischer Musik, Theater- und Performancekunst in Russland entscheidende Veranstaltungsreihen. Als Pädagoge prägte er eine ganze Generation junger Theaterschaffender, zentral mit Gründung des «Siebten Studios» als Ausbildungslehrgang für Schauspiel und Regie am Moskauer Künstlertheater. Nachdem 2012 die «Goldene Maske» zum ersten Mal in der ...
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Opernwelt Jahrbuch 2022
Rubrik: Regisseur des Jahres, Seite 28
von Sergio Morabito
Frau Meyer, Sie saßen acht Jahre lang als einzige Frau in der deutschsprachigen Opernkonferenz, dem Verbund der großen Opernhäuser in Deutschland, der Schweiz und Österreich. An was fühlten Sie sich mehr erinnert: an Herbert Grönemeyers gesungenes Diktum, Männer seien einfach unersetzlich? Oder doch, paraphrasierend an Heine: Denke ich an Opern-Deutschland in der...
Die Musik, so hat es, überaus sinnfällig, Claude Debussy einmal notiert, sei für das «nicht Auszudrückende» geschaffen, also im Kern für das, was man mit Worten kaum oder gar nicht mehr sagen könne. Diese Sentenz war dem Moralphilosophen und Musikologen Vladimir Jankélévitch ein tieferes und ausgiebigeres Nachdenken wert, mit dem Ergebnis, dass er ein Buch schrieb,...
In Robert Schumanns «Album für die Jugend» steckt eine verschlüsselte Idee vom «Gesamtkunstwerk», enthält doch die Sammlung von Klavierstücken (also unzweifelhaft Musik) zwei Titel, die auf andere Genres verweisen: «Nachklänge aus dem Theater» evoziert auch durch die Spielanweisung «Etwas agitiert» Sechzehntelkinetik und Fanfarensplitter als Momentaufnahme der...