Purpurschimmer der Romantik
Kein anderer Schriftsteller ist auf der Opernbühne so präsent wie E.T.A. Hoffmann, aber nicht mit einem eigenen Werk, sondern als Titelheld von Jacques Offenbachs doppelbödiger Opéra fantastique «Les Contes d’Hoffmann», die zu den populärsten Stücken des Musiktheaters gehört.
Den wenigsten Zuschauern dieser genial doppelbödig zwischen Fantasie und Realität angesiedelten Oper dürfte bewusst sein, dass die Bühnenfigur Hoffmann auch im bürgerlichen Leben die Identitäten wechselte, also nicht nur Künstler, sondern als angesehener, hoher Jurist zugleich preußischer Beamter, als Künstler nicht nur erfolgreicher Schriftsteller, sondern zugleich professioneller Komponist war. Doch selbst wer das weiß, wird nie eine seiner Opern, gar sein musikalisches Hauptwerk «Undine», auf dem Theater gesehen haben, weil niemand sie aufführt. Dabei hat Hoffmann um die Tonkunst länger gerungen als um die Literatur, ein bedeutendes musikalisches Œuvre hinterlassen und gilt doch im allgemeinen Bewusstsein als komponierender «Dilettant». Selbst Rüdiger Safranski zieht in seiner Hoffmann-Biografie ein durchwachsenes Fazit: «Als Komponist wird er nicht erreichen, was ihm vorschwebt, und zwar deshalb nicht, ...
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Opernwelt Jahrbuch 2022
Rubrik: Zum 200. Todestag von E.T.A. Hoffmann, Seite 88
von Uwe Schweikert
An der Oper Frankfurt, scheint es, führt kein Weg mehr vorbei. Sie behauptet ihren Platz an der Spitze im deutschsprachigen Raum mit Zähigkeit und Exzellenz. Woran liegt das? Wie wird man so oft «Opernhaus des Jahres»? Zum sechsten Mal insgesamt, zum fünften Mal allein in der Intendanz von Bernd Loebe, die nun auch schon mehr als zwei Jahrzehnte währt? Antwort:...
Eine streng geregelte Kindheit habe er gehabt, sagte Georg Kreisler einmal. Diese Kindheit begann am 18. Juli 1922 in Wien und nicht am 25. Dezember, wie die jenes in «Für was bist du gekommen?» (1966) besungenen Kindes, das alle möglichen Wünsche von seiner (jüdischen) Familie unter die Babyachsel zahlreicher potentieller schlechter Gewissenszustände geklemmt...
In Robert Schumanns «Album für die Jugend» steckt eine verschlüsselte Idee vom «Gesamtkunstwerk», enthält doch die Sammlung von Klavierstücken (also unzweifelhaft Musik) zwei Titel, die auf andere Genres verweisen: «Nachklänge aus dem Theater» evoziert auch durch die Spielanweisung «Etwas agitiert» Sechzehntelkinetik und Fanfarensplitter als Momentaufnahme der...