Divine Irene
Erstmals seit seiner Uraufführung 1750 ist das dramatische Oratorium »Theodora« am Royal Opera House wieder herausgekommen – in einer neuen Inszenierung mit »feministischer Brille« und »vielen Neuigkeiten«, wie Regisseurin Katie Mitchell verspricht. In der Tat hat die Titelheldin vermutlich zuvor noch auf keiner Bühne Bomben gebastelt. Hier tut sie das, zusammen ihren christlichen Glaubensbrüdern und -schwestern sowie Freundin Irene.
Die Handlung ist aus dem Antiochia des 4. Jahrhunderts in die Gegenwart verlegt.
Wir befinden uns m Botschaftsgebäude des römischen Diplomaten Valens. Ausgerechnet in der dazugehörigen Großküche werden heimlich Messen gehalten und Verschwörungen geplant – eine riskante Setzung. Da entstehen viele logische Fallstricke, und etliche davon reißen. Das Bühnenbild aus sechs klar gestalteten Räumen (Chloe Lamford) bewegt sich langsam seitlich, hin und her, vom Hausbordell über den Festsaal und die erwähnte Küche bis zur Kältekammer samt Schweinehälften. Das schafft Platz für etliche Parallelhandlungen, die manchmal helfen, die szenische Spannung in Händels langen Da-capo-Arien zu halten. Oft aber ist das einfach willkürlich, so etwa beim Massaker, das die ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 58
von Stephan Knies
Die Bühne stellt eine wüste Insel dar»: Im 18. Jahrhundert, in der Zeit der «Robinsonaden», hatte diese Szenenanweisung Hochkonjunktur. Man denke an die arme Ariadne, die auf Naxos um den untreuen Theseus jammert. Nicola Porpora hat ihr eine Oper gewidmet, Joseph Haydn eine Solo-Kantate, die noch heute aufgeführt wird. Doch das Thema war ihm da schon vertraut. In...
Die Einschätzung war triftig: Als «Apokalypse im Familienmaßstab» bezeichnete Hanns Eisler den 1930 an der Oper Frankfurt uraufgeführten Einakter «Von heute auf morgen». Arnold Schönbergs Beitrag zum seinerzeit avancierten Zeitoperngenre, der in drastischen Farben die Ehekrise eines einander entfremdeten Paares schildert, bildete nun am gleichen Ort die Exposition...
Mit über 50 Produktionen seit seiner Uraufführung im Jahr 2000 an der San Francisco Opera arbeitet sich Jake Heggies Erstlingswerk für das Musiktheater zielstrebig ins Repertoire vor. Am Staatstheater Braunschweig setzt sich diese Erfolgsgeschichte von «Dead Man Walking» nun fort. Die Oper fußt auf den Erinnerungen der katholischen Ordensschwester Helen Prejean,...