Weichgespült
Aufgeheizte Körper reiben sich choreografiert aneinander; Begehren und Erregung als Tanz: der Tango. Astor Piazzolla setzte ihm 1968 in seiner Tango Operita «María de Buenos Aires» ein kunstmusikalisches Denkmal. Das Libretto von Horacio Ferrer erzählt dazu von einem Mädchen aus der tristen Vorstadt, das sich in die gefährliche Millionen-Metropole wagt und dort unter die Räder der Halbwelt aus Prostitution und Diebstahl gerät.
Ihr Name wird zum Synonym für den Tango, für die Liebe; sie selbst stellt sich so vor: «María noche, María pasión fatal, María del amor, de Buenos Aires». Als wäre sie eine argentinische Seelenschwester der Carmen, ist in der Zeichnung dieser María fraglos auch das Klischee nicht zu übersehen. Doch die Autoren meiden geschickt die plump farbenfrohe Feier des Folkloristischen, indem sie die Geschichte fern von jeder naturalistischen Zeichnung der Gosse ins Surreale weiten und ihre Titelfigur so von der Eindimensionalität befreien: María, die Hure, wird gar immer wieder mit Maria, der Heiligen und Mutter Gottes, in Beziehung gesetzt.
Yaron Lifschitz und seine Compagnie Circa scheinen gleichwohl gehörige Angst vor den Stereotypen ungezügelter südamerikanischer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Peter Krause
In einem Essay aus dem Jahr 1978 mit dem Titel «Ins eigene Fleisch» entwirft Wolfgang Rihm das idealische Wesen und Sein seiner ästhetischen Existenz. Und er tut dies mit einer Selbstverständlichkeit, die das Übermäßig-Unbotmäßige seines Komponierens schon zu diesem relativ frühen Zeitpunkt evoziert: «Ich habe die Vorstellung eines großen Musikblocks, der in mir...
Natürlich wiederholt sich Geschichte nicht, jedenfalls nicht eins zu eins. Aber analoge Situationen lassen sich immerhin beobachten, zumindest nachträglich konstruieren. Vor gut 100 Jahren, mit Ende des Ersten Weltkriegs, führte mancherlei Not zu allerlei produktiven Provisorien. Auf die Opulenz von Hofmannsthals und Strauss’ «Frau ohne Schatten» folgte Strawinskys...
Ein Fluch scheint auf der Plattenfirma Naxos zu lasten: Die Firma ist mit ihrem vielseitigen und reichhaltigen Klassikrepertoire aus dem Musikleben nicht mehr wegzudenken, doch in Sachen Operette zieht sich eine fatale Glücklosigkeit wie ein schwarzer Faden durch die Geschichte dieses ehrwürdigen Labels. Kaum ein Produkt überzeugt, und einige Aufnahmen gehören...