Künstler lieben
Herr Geyer, was ist der Unterschied zwischen einem typischen Wiener und einem typischen Österreicher?
Der typische Wiener ist behaftet mit der Lust an der Intrige. Der typische Österreicher ist aber auch nicht nur freundlich.
Und was sind Sie selbst?
Ich bin vermutlich kein typischer Österreicher, weil diese typisch österreichische Gemütlichkeit nicht meins ist.
Ich bin schon sehr ziel- und leistungsorientiert und habe das Theater an der Wien nie nur als eine Vergnügungslokalität betrachtet, sondern immer als einen Ort begriffen, an dem die Kunst ganz seriös versucht, Qualität zu zeigen.
Was ja sehr häufig gelungen ist und dem Haus einen Platz in der ersten europäischen Opernliga beschert hat. Ihrer Vita zufolge sind Sie aber ein echtes Wiener Kind. Haben Sie das Europäische gewissermaßen dialektisch entwickelt? Oder ist Ihnen das in die Wiege gelegt worden, weil Sie weder ein typischer Wiener noch ein typischer Österreicher sind?
Sie könnten auch sagen, dass ich es nie geschafft habe, aus Wien herauszukommen (lacht). Und das ist wirklich interessant. Ich habe es nämlich oft genug versucht, aber stets dann, wenn die Chance dazu bestand, sei es in Graz, Berlin oder Bregenz, war das ...
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Opernwelt August 2021
Rubrik: Interview, Seite 26
von Jürgen Otten
Müll, Müll, überall Müll. Sperrgut, Dreck, Schrott, Waschmaschinen, zerfetzte Sofas, ein Supermarkteinkaufswagen, mittendrin ein mächtiger toter Baum auf der Bühne des Nationaltheaters Mannheim. Lemurenhafte Gestalten, einige tragen Gasmasken, streifen herum, suchen Nahrung. Verheerungen eines Kriegs. Der Dreißigjährige im 17. Jahrhundert war das Trauma der...
Die größten Tyrannen finden wir bei William Shakespeare. Leontes, von Eifersucht zerfressen, Richard III., der Fieseste von allen, ferner einige der Heinrichs, Claudius, Julius Caesar, Titus Andronicus. Sie alle zeichnet ein untrüglicher Hang zum Sadismus aus, der unbeugsame Wille zur uneingeschränkten Ausübung ihrer Macht, und sei es gegen jede humane Vernunft und...
In Wien sind das Volkstümliche und das Elitäre, das Heitere und der Ernst in der Literatur wie in der Musik seit jeher nie ganz getrennte Wege gegangen – und das noch in der jüngsten Vergangenheit, wie die Namen von Georg Kreisler und Helmut Qualtinger, Friedrich Gulda und Gerhard Rühm, Kurt Schwertsik und Otto M. Zykan, H. C. Artmann und Ernst Jandl signalisieren....