Welttheater
Das Stück? Im Grunde unspielbar. Ein Ungetüm mit 50 Personen, in seiner Urgestalt elf Stunden lang, mehr geschichtsphilosophisches Opus summum seines Schöpfers, bis zum Bersten gefüllt mit katholisch grundierter Anschauung und durchdrungen von jenem feu sacré, das auch die anderen Theatertexte Paul Claudels erleuchtet.
«Le Soulier de satin», zwischen 1919 und 1923 entstanden und erst 20 Jahre später, inmitten der Grausamkeiten des Zweiten Weltkriegs, in der Comédie Française beträchtlich gekürzt aus der Taufe gehoben, ist weit mehr eine Abhandlung über die condition humaine als ein theatralisch stringentes Drama, dabei lustvoll in seinen Imaginationen und metaphysisch in seinem universalen Horizont. Kurzum: eine nachgerade herkulische szenische Herausforderung.
Marc-André Dalbavie und seine Librettistin Raphaèle Fleury haben sich erkühnt, den «Seidenen Schuh», der 1987 beim Theaterfestival in Avignon eine spektakuläre (nächtliche) Wiederaufführung erlebte, in ein lustvolles Musiktheater zu verwandeln – wobei: So verwegen ist der Plan gar nicht. Schließlich verfasste Claudel selbst Libretti, etwa für Darius Milhauds «Christophe Colombe» und Arthur Honeggers «Jeanne d’Arc au ...
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Opernwelt Juli 2021
Rubrik: Focus Spezial, Seite 4
von Jürgen Otten
Mit seinem «Pierrot Lunaire» hat Schönberg der Musik des 20. Jahrhunderts ganz neue Ausdrucksbereiche eröffnet, zugleich aber mit der Erfindung einer «Sprechstimme» die Interpreten vor das Problem gestellt, weder zu rezitieren noch zu singen, sondern die Noten «unter guter Berücksichtigung der vorgezeichneten Tonhöhen in eine Sprechmelodie umzuwandeln»....
62. Jahrgang, Nr 7
Opernwelt wird herausgegeben von Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752346
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«Wien, Wien, nur du allein sollst stets die Stadt meiner Träume sein.» So jauchzend umschwurbelte einst Peter Alexander sein überirdisch fesches Paradies ewigen Frühlings- wie auch Liebesglücks – und der Himmel voller Geigen! Aber Wien wäre nicht Wien, hielte der obligate «Schmäh» im Song nicht auch die zynische Gegenwelt parat: «Vienna, Vienna, nur du allein,...