Recycling sieht anders aus
Man kann Verismo auch falsch verstehen wie die Macher jener seinerzeit im Fernsehen übertragenen Produktion, die Puccinis «Tosca» an den drei Originalschauplätzen in Rom spielen ließ: Kirche Sant’Andrea, Palazzo Farnese, Engelsburg. Das Drama um Macht, Liebe, Eifersucht, Verrat verkrustete in Musealität. Zu zeigen, dass die Sängerin Floria Tosca und ihr Geliebter, der Maler Mario Cavaradossi, mit ihren freiheitlich-demokratisch-künstlerischen Prinzipien keinen Platz haben in einer Welt der Ideologie und Despotie – das ist des Regisseurs Aufgabe und Kunst.
Nikolaus Lehnhoff schafft das, indem er die Pole Symbolismus und Naturalismus virtuos ausbalanciert. Er hat seine Amsterdamer «Tosca»-Inszenierung von 1998 für die Baden-Badener Sommerfestspiele noch einmal gründlich überarbeitet, die neuen Kostüme Andrea Schmidt-Futterers reflektieren augenfälliger die Kälte und Unnahbarkeit der Machtapparate – vom Ancien Régime bis in die jüngste Vergangenheit des Faschismus.
Faschismus kann überall sein – das ist die Botschaft der drei vollkommen heterogenen Bühnenbilder Raimund Bauers: die Engelsburg als zubetonierter Bunkerraum, der nur durch eine Öffnung den Blick auf einen sich blutrot ...
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Gegendarstellung
In Jürgen Ottens Rezension in der «Opernwelt» 48. Jahrgang Nr. 07, Seite 53, heißt es unter der Überschrift «Neustrelitz Wagner: Der fliegende Holländer»: «Auch Paul McNamaras Erik drückt dermaßen stürmisch auf die Stimme, dass man sich Sorgen machen muss um seinen (allerdings wohltuend textverständlichen) Tenor.»
Dazu ist richtigzustellen:
Paul...
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Herr Domingo, zu Beginn Ihrer Karriere war die Hamburgische Staatsoper eine der wichtigsten Stationen. Nehmen wir einmal an, Hamburg hätte Ihnen eines Tages angeboten, dort Staatsopernintendant zu werden. Wäre das eine ernsthafte Versuchung gewesen?
Eine reizvolle Vorstellung. Aber leider unrealistisch. Aus einem Grund: die Familie. Meine drei Söhne leben mit ihren...