Konkurrenz für Wien?
Wotan ist ein Loser – kläglich wird sein grandioses «Second-Life»-Konzept scheitern. Doch am Schluss von «Rheingold» sieht alles noch vielversprechend aus. «Abendlich strahlt der Sonne Auge; in prächtiger Glut prangt glänzend die Burg», schwärmt der Gott, kompetent vertreten durch den amerikanischen Heldenbariton James Johnson.
Währenddessen führen uns die Videokünstler Torge Møller und Momme Hinrichs von «fettFilm» auf einer die Bühne füllenden Projektionsfläche die Donau entlang: Sie lassen die Kamera auf dem gerade zwei Jahre alten Budapester «Palast der Künste» ruhen, dem neuen Walhall artistischer Repräsentation und Kreativität in der magyarischen Hauptstadt. Wir befinden uns in dessen Bauch, im Nationalen Konzertsaal: Wie ein Schiff ist er dem Zentralgebäude angedockt, ruhend auf Federn aus Gummi und Stahl, um den Raum von der Außenwelt abzuschirmen. Die untadelige Akustik, für die der Raumklang-Guru Russell Johnson und seine New Yorker Artec-Leute zeichnen, ermöglicht dem Dirigenten Adam Fischer eine in ihrer Feinheit und Differenzierung herausragende musikalische Interpretation des «Rheingold» und der «Walküre». Wann je hat ein Siegmund die «Winterstürme» wie ein ...
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Opernwelt September/Oktober 2007
Rubrik: Festspiele I, Seite 46
von Gerhard Persché, Maté Mesterházi
In der Spätzeit der DDR lag Stralsund am Boden. Noch zu Beginn der neunziger Jahre, kurz nach der Wende, bot sich dem Besucher, der durch die Gassen der einstmals florierenden Hansestadt flanierte, ein Bild der Verheerung: blinde Fenster, bröckelnder Putz, löchrige Dächer, schimmelndes Holz – wüstes Terrain, wohin das Auge blickte. Und das mitten in jenem von der...
Angst- und Wunschtraumzauber
Wie Katharina Wagner und Robert Sollich bei den «Meistersingern» neue Hörperspektiven schaffen
chuhe sind normalerweise nicht das, worauf es bei einer Opernaufführung ankommt. Jedenfalls nicht auf der Bühne. Von den Choristen hat jeder zwei, drei Paar in der Garderobe. Das reicht aus, um vierhundert Jahre Operngeschichte zu durchqueren....
Wer Musik unpolitisch nennt, hat meistens etwas zu verbergen. Wie könnte sich der Bürger auch der pólis entziehen? Vieles wurde unter den Teppich gekehrt, was die Wissenschaft wieder ans Licht bringen kann. Ein weites Betätigungsfeld für junge Forscher, das 1968 ff. schon einmal Konjunktur hatte und jetzt als Massenphänomen eine Renaissance erlebt. Der Hamburger...