Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück

In seinem 28. Jahr sucht das Rossini-Festival in Pesaro nach Wegen in die Zukunft

Eigentlich könnten sie in Pesaro ja hoch zufrieden sein. Von der Herab­lassung, mit der noch in den sech­ziger Jahren die großen Opern Gioacchino Rossinis behandelt wurden, kann längst keine Rede mehr sein, und auch wenn «Barbiere» und «Italiana» wohl auf ewig die Aufführungsstatistiken dominieren werden, nehmen Dirigenten und Intendanten inzwischen auch Werke wie «Otello» und «Semiramide» ernst, spielen sie in den historisch-kritischen Editionen, die in der Geburtsstadt des Meisters im Verlauf von achtundzwanzig Festival-Jahren präsentiert worden sind.

Doch was nun? Jetzt, da die editorische Arbeit im Gro­ßen und Ganzen getan ist und nur noch Fußnoten zu ergänzen sind? Was braucht es noch Rossini-Festspiele, wenn man ein Werk wie den «Otello» auch an einem ehrgeizigen Stadttheater wie Weimar zu sehen bekommt – und das sogar sehr überzeugend? Droht das Festival zur bloßen Urlaubsattraktion für Kulturtouristen abzusinken, oder schaffen es die Verantwortlichen um den künstlerischen Leiter und Rossini-Doyen Alberto Zedda, ihr Festival zum Rossini-Bayreuth zu adeln – zu dem Ort, an dem (idealerweise) musikalische und szenische Maßstäbe im Umgang mit dem Œuvre Rossinis gesetzt werden?
So ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2007
Rubrik: Festspiele I, Seite 42
von Jörg Königsdorf

Vergriffen
Weitere Beiträge
Mit dem Genius Loci auf Du

In der Spätzeit der DDR lag Stralsund am Boden. Noch zu Beginn der neunziger Jahre, kurz nach der Wende, bot sich dem Besucher, der durch die Gassen der einstmals florierenden Hansestadt flanierte, ein Bild der Verheerung: blinde Fenster, bröckelnder Putz, löchrige Dächer, schimmelndes Holz – wüstes Terrain, wohin das Auge blickte. Und das mitten in jenem von der...

Ein stetiges Hineinwachsen

Es ist gut vier Jahrzehnte her, dass – mit Beginn der Spielzeit 1966/67 – ein junger Bariton die Bühne der Hamburgischen Staatsoper betrat, der aufmerken ließ: mit der schon gefes­tigten Stimme eines Endzwanzigers von bildschönem Timbre, kantabler Qualität und ges­tisch beredter Diktion, dazu mit einem Bühnenausdruck von starker, bisweilen ans Charismatische...

Das unmögliche Traumpaar

Ein «Traumpaar der Oper» wie in unseren Tagen Anna Netrebko und Rolando Villazón waren sie gewiss nicht. Wenn der «Löwe» und die «Tigerin» in einem Käfig, sprich: auf der Opernbühne aufeinander trafen, dann war eine Stimmung im Auditorium wie in Schillers be­rühmter Ballade «Der Handschuh». Die damals florierende Schallplatten-Indus­trie hat sie fein auseinander...