Kühner Zugriff
Neben allen zutiefst berechtigten Klagen über die verheerenden Folgen der Corona-Pandemie für den Kulturbetrieb gibt es einige positive Nebeneffekte zu registrieren: Man gewinnt zunehmend den Eindruck, dass gerade kleinere und mittlere Häuser besonders kreativ mit der Krise umgehen, sich nicht vor waghalsigen Experimenten scheuen und ihre Säle auch akustisch überzeugend mit reduziertem Personal zu füllen wissen.
Den Beweis führt die rasante Verdi-Dekonstruktion (respektive Überschreibung) «Dunkel ist die Nacht, Rigoletto!» in Bielefeld, die sich an ein Kernstück des Repertoires wagt und dessen erstaunliches Talent zum Kammerstück enthüllt.
Auf Anna Schöttls grob gezimmerten Brettern, die an eine rustikale Bühne der Shakespeare-Zeit erinnern, steht zu Beginn bloß altes Gerümpel: verschlissene Koffer, zerkratzte Stühle. Dieser Sperrmüll bildet später das spärliche Mobiliar, das die Darsteller selbst auf der Bühne arrangieren. Zwei hagere ältere Männer lümmeln herum, sie sehen einander zum Verwechseln ähnlich und sind auf die gleiche Weise entstellt durch einen Buckel. Rigoletto also als gespaltene Persönlichkeit: Der eine (Stefan Imholz) wird späterhin auf Deutsch Texte aus Victor ...
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Opernwelt Dezember 2020
Rubrik: Panorama, Seite 34
von Regine Müller
Liebe beginnt meist mit Verwunderung, mit Staunen, mit einem Blick, der alles verändert. Hier, in der dritten Szene des zweiten Akts, hebt diese Liebe in nachgerade unschuldig-lyrischem B-Dur an. Doch vernimmt man den weit entfernten Donner und blickt bereits an dieser Stelle auf das Ende der Oper, sollte man bei Samsons sanft tönenden Worten «En ces lieux» gewarnt...
Schade eigentlich, dass Richard Strauss, der Komponist des Unbotmäßig-Überbordenden, sich nie je in Gesamtheit die «Orestie» des Aischylos vorgenommen und aus dem antik-mythischen Welttheater nur seine «Elektra» destilliert hat. Seine Neigung zu griechischen Stoffen (Daphne, Danae etc.) hätte ihn gewiss befähigt, die drei Teile des antiken Dramas über menschliche...
Es ist ein prachtvoller Bildband, den der Schott Verlag zu seinem 250. Geburtstag herausgebracht hat: eine Übersicht all der Erstausgaben, der Niederlassungen in aller Welt, vor allem aber der großen Komponisten, die man bei ihrer Arbeit begleitet und auch bezahlt hat, von Beethoven über Wagner bis Strawinsky, von Hans Werner Henze über György Ligeti bis Chaya...