Arbeitssieg
Glücklich das Haus, das ein solches Stück mit eigenen Kräften besetzen kann; unglücklich jedoch, wenn es ein Regieteam engagiert, das diesen Kräften durchweg misstraut. Pantomimische und tänzerische Duplikate sind mittlerweile fast schon zur Regel geworden, auch haben wir uns längst an Simultanhandlungen auf der Leinwand gewöhnt, die entweder das Bühnengeschehen tautologisch begleiten oder konterkarieren. Solche Eigenwilligkeiten der Regie, gern als «autonome Denkräume» gepriesen, mögen geeignet sein, italienische Schmalspurtexte zu verbreitern.
«Die Meistersinger» und «Parsifal» eignen sich herrlich für wohlfeile Kritik an Deutschtümelei und Kreuzrittertum – bei «Tristan und Isolde» jedoch mündet jeder Versuch, die Bedeutungsebene des Werkes hermeneutisch zu überschreiten, in eine Kapitulation vor dem Stoff.
Hannover liefert eines der vielen Beispiele dafür. Zwei Butoh-Tänzer sollen uns den Hintersinn dieser Liebestragödie vermitteln, der sich nach Meinung des Regisseurs Stephen Langridge aus Text und Musik nicht ergibt. Die Sänger werden entmündigt, die Zuschauer bevormundet. Der Zusammenhang von Liebe und Tod, Auslöschung und Verschmelzung dürfte den meisten Besuchern, die ...
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Opernwelt November 2018
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Volker Tarnow
Das Stück berührt immer noch. In der als inszeniertes Konzert angekündigten Aufführung von Henzes Dokumentar-Oratorium «Das Floß der Medusa» in der Bochumer Jahrhunderthalle gerät das Werk allerdings in seichtes Gewässer und läuft, um im Bild zu bleiben, ähnlich spektakulär auf Grund wie die Fregatte «Medusa» 1816 bei dem Versuch, den Senegal für Frankreich...
Dirigententreffen
Die Schweiz im «Così»-Fieber: Gleich drei Häuser bringen Mozarts spätes Dramma giocoso heraus. In Zürich ist eine auf Konzepten von Kirill Serebrennikov basierende Inszenierung zu sehen, die Cornelius Meister dirigieren wird, in Lausanne wagen sich Regisseur Jean Liermier und GMD Kevin John Edusei an das heikle Werk, in Bern Maximilian von...
Es bleibt spannend im Oldenburger Alpen-«Ring». Auch im dritten Teil von Wagners Tetralogie bewiesen Regisseur Paul Esterhazy und sein für die technisch hochprofessionell entworfene Drehbühne mit ihren zahlreichen ineinander verschachtelten Räumen zuständiger Bühnen- und Kostümbildner Mathis Neidhardt, dass ihnen die Ideen nicht ausgehen. Und wieder war man...