Hier gilt's der Musik
Man schreibt das Jahr 2004, da suchte das Theater Heidelberg einen Generalmusikdirektor. Ein Hannoveraner überzeugte beinahe alle – nur das Orchester hielt ihn mit 24 Jahren für zu jung. Widerwillig billigte es dem Aspiranten eine Probe-Aufführung zu, «Tannhäuser». Er kannte das Stück als Korrepetitor, dirigiert hatte er es nicht. Und so betrat er am 3. Juni, blass, dezent lächelnd den Graben, hob selbstgewiss, die Musiker freundlich einladend den Taktstock – und dirigierte mit «Tannhäuser» seinen ersten Wagner überhaupt.
Schon in der Pause nach Akt eins brach helle Begeisterung aus, Sängerensemble, Chor, endlich auch das Orchester bestürmten die Findungskommission, der solle es werden. Die Jury war sich längst einig. Und so wurde Cornelius Meister damals der jüngste GMD Deutschlands. 14 Jahre später hat er alle zentralen Wagner-Opern dirigiert. Nur der «Lohengrin» fehlte, und so setzte der neue Intendant der Staatsoper Stuttgart, Viktor Schoner, zur Eröffnung der Spielzeit eben dieses Werk an, auch in Verbeugung vor der lokalen Tradition: 1912 wurde das von Max Littmann entworfene Opernhaus mit «Lohengrin» eröffnet.
Im Gegensatz zum «Tannhäuser» hatte Cornelius Meister jetzt ...
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Opernwelt November 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Götz Thieme
Coraggio! So würde man wohl südlich der Alpen konzis ausrufen angesichts eines radikalen Saisonstarts, wie ihn die Oper Frankfurt, frisch akklamiertes «Opernhaus des Jahres», hingelegt hat. Zwei Premieren binnen Wochenfrist, mit zwei zeitgenössischen Stücken, die meilenweit abseits der kanonischen Sicherheitszone liegen, in zwei eigenwillig-entschiedenen...
Nanu, was haben wir denn da? Donna Anna in anderen Umständen? Noch während die Staatskapelle Weimar und ihr (zum Saisonende scheidender) GMD Kirill Karabits auf sprungfedernden Füßen durch die Ouvertüre flitzen, steht Heike Porstein im Brautkleid auf einem Podest im Bühnenrückraum und streicht ihre Hände sanft über den gewölbten Bauch. Zu ihrer Rechten, im...
Dirigententreffen
Die Schweiz im «Così»-Fieber: Gleich drei Häuser bringen Mozarts spätes Dramma giocoso heraus. In Zürich ist eine auf Konzepten von Kirill Serebrennikov basierende Inszenierung zu sehen, die Cornelius Meister dirigieren wird, in Lausanne wagen sich Regisseur Jean Liermier und GMD Kevin John Edusei an das heikle Werk, in Bern Maximilian von...