Zerrissene überall
«Idomeneo». Wer genug Jahre auf dem Buckel hat und damals dabei war, schaltet schnell: Zürich, 1. März 1980, der Coup in der Werkgeschichte. Nikolaus Harnoncourt dirigierte, Jean-Pierre Ponnelle visualisierte Mozarts Oper. Die Musik riss Abgründe auf. Das Wort «aufregend» ist keine Umschreibung für die elementare Wirkung. Die Interpretation legte den Grundstein für alles, was seither mit Mozart geschah. «Idomeneo», jetzt wieder in Zürich: eine Mozart-Erkundung, die der von einst am nächsten kommt.
Giovanni Antonini verantwortet sie am Pult von La Scintilla, dem hauseigenen Spezialorchester. Auch hier der explosive Auftakt mit Pauken- und Trompetenschall, der alle Feierlichkeit verscheucht, aber auch allen Pomp zugunsten der musikalischen Hochdramatik meidet. Vor allem ist dies eine Mozart-Auslegung der Zwischentöne, eine, die dem klingenden Ungestüm beträchtliche lyrische Kraft entgegensetzt – ein nervöses Musizieren im besten Wortsinn, hellwach und dem Sturm in den Herzen mit subtilen Mitteln zitternder Leidenschaft auf der Spur.
Ein betongrauer Bühnenkasten. So gut wie keine Requisiten, nichts zum Sich-Festhalten. Särge, auch solche für Kinder. Kurz nach dem Krieg. Ein ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Heinz W. Koch
Nur einem von Emil Nikolaus von Rezniceks 25 Bühnenwerken war ein durchschlagender Erfolg beschieden – der 1894 uraufgeführten «Donna Diana». Auf den Spielplänen sucht man die Oper zwar immer noch vergebens, aber ihre spritzig-eingängige Ouvertüre überlebte im Konzertsaal und ist vermutlich älteren Semestern noch im Ohr als Markenzeichen des ZDF-Musikquiz’...
Bizarrer kann ein Titel kaum sein. Aber keine Sorge, er macht Sinn. «Crazy Girl Crazy» verknüpft drei Werke, die Barbara Hannigan besonders am Herzen liegen, wie sie im Booklet bekennt. Die «Mädchenzeit», so die kanadische Sängerin und Dirigentin, spiele dabei ebenso eine Rolle wie die Idee der Verrücktheit. «Nicht der Irrsinn, aber die Verrücktheit, verliebt zu...
Ob Mozarts «Zauberflöte», Beethovens «Fidelio», Webers «Euryanthe» oder Verdis «Il trovatore» – stets war es der Librettist, der als ewiger Sündenbock der Operngeschichte für ästhetisch problematische Werke haftbar gemacht wurde. Der Geringschätzung seines Metiers entsprach die fehlende öffentliche Anerkennung und intellektuelle Auseinandersetzung. Erst der...