
Oksana Sekerina (Tatjana); Foto: Werner Kmetitsch
Von innen aufgespannt
Karl Kraus spitzte seine Feder gerne gegen Gleichberechtigung: «Emanzipierte Frauen gleichen Fischen, die ans Land gekommen sind, um der Angelrute zu entgehen», vermerkte er. Bei den Grazer Bühnen käme er mit diesem Aphorismus kaum an, denn diese führen seit Jahren den Beweis, dass das weibliche Geschlecht auch in früheren Männerdomänen keineswegs den Erstickungstod erleidet. Oper und Schauspielhaus sind fest in Frauenhand – als Intendantin der Ersteren machte zunächst die Wienerin Elisabeth Sobotka Furore; vor zweieinhalb Jahren übernahm die Bernerin Nora Schmid.
Nun ist auch die Bastion des Obersten im Graben gefallen – im Herbst folgte Oksana Lyniv aus der Ukraine, vormals Assistentin Kirill Petrenkos in München, dem nach Bonn gewechselten Dirk Kaftan als Chefdirigentin.
Beim Schlussapplaus erscheint eine kleine, zarte Frau – dem neben ihr stehenden Sänger des Onegin reicht sie gerade mal bis zur Brust. Doch nichts wäre falscher als das Diminutiv «Persönchen». Denn Oksana Lyniv entwickelt am Pult eine faszinierende Energie, ohne je zu laut oder gar derb zu werden. Sie spannt die Musik quasi von innen her bis zum Möglichsten, ohne dass je der Faden reißt. Sorgsam graviert sie ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Gerhard Persché
Kwangchul Youn
Das große Pathos ist ihm fremd. Auf der Bühne und auch sonst. Seit seinem Debüt 1994 an der Lindenoper zählt der koreanische Bass gleichwohl zu den Besten seines Fachs. Ein Gespräch
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