Schöngeist
Ungezählte Male ist es passiert seit der Premiere Anno 1972 und noch immer passiert es: Wenn der Vorhang zum zweiten Akt aufrauscht, den Blick freigibt auf Faninals bekronleuchtertes Silbertraum-Palais, wird im Münchner Nationaltheater applaudiert. Eine legendäre «Rosenkavalier»-Szenerie wird gefeiert. Und mit ihr sein Urheber, neben Karl-Ernst Herrmann und Achim Freyer einer der letzten Vertreter detailversessener Bühnenschönheit. Jürgen Rose, der am 25. August seinen 80. Geburtstag feiert, ist im Glauben an die Kraft des Ästhetischen ein Extremist geblieben.
Anekdoten, die davon berichten, wie er für eine Inszenierung auf einem afrikanischen Markt nach passenden Knöpfen für ein Kostüm fahndet, gibt es zuhauf. Und das Beste: Sie sind alle wahr.
Rose, der sein Haus bei Murnau zur oberbayerischen Variante von Klingsors Zaubergarten machte, kann Regisseuren und Intendanten in seinem Perfektionismus sehr lästig werden. Die Ergebnisse, ob für John Crankos «Eugen Onegin» oder John Neumeiers «Nussknacker», für August Everdings «Zauberflöte», Götz Friedrichs «Tannhäuser» oder die zahlreichen Inszenierungen seines Theaterdauerpartners Dieter Dorn – sie sprechen nicht nur für sich, sie ...
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Am schönsten gesungen (nämlich: gesungen!) wird am Anfang – in einem fragwürdigen Etablissement des späten 19. Jahrhunderts. Dieter Richters Einheitsraum taugt als Habitat für die kranke Familie Wotan ebenso wie für leichte, Absinth trinkende Rheinmädchen. Und so leicht, wunderbar gemischt, wie selbstverständlich beieinander betören Anke Krabbe, Maria Kataeva und...